Augustin bis Zentralfriedhof: Wienerlieder in der Walfischgasse

Konzipierten die Show: André Heller, Ursula Strauss und Ernst Molden
André Heller hatte bereits mehrfach zu Hauskonzerten eingeladen, 2021 stand er bei einem selbst im Mittelpunkt: Man sang vornehmlich Lieder des charismatischen Multitalents, aber auch Wienerlieder, darunter „Wean du bist a Taschenfeitl“. Mit von der Partie waren unter anderem (neben dem Nino aus Wien und Voodoo Jürgens, von dem Heller ganz angetan war) Ursula Strauss und Ernst Molden.
Ein paar Monate später gab es zudem ein ähnliches Konzert in der Elbphilharmonie in Hamburg. Und es reifte die Idee, ein Wienerlied-Programm daraus zu machen. Ohne Strauss (die ja in erster Linie Filme dreht), ohne Molden und ohne Heller, aber mit den Neuen Wiener Concert Schrammeln, Peter Havlicek sowie Maria und Helmut Stippich. Die drei Protagonisten wollen dem traditionellen Liedgut einfach eine Bühne geben. Wobei sie den Begriff nicht so eng sehen: Für Heller, Strauss und Molden gehören auch Falco, die Schrammelmusik und „Du lieber Augustin“ dazu. Eine Mischkulanz. Man könnte auch sagen: eine Ramassuri oder Remassuri – das ist laut Österreichischem Wörterbuch das Gleiche, eben ein Durcheinander.
Heller, der schon etliche Shows mit afrikanischen und chinesischen Artisten oder auch mit Pferden realisiert hat, ließ das Gedankenspiel keine Ruhe: „Die Wiener Populärmusik der vergangenen 200 Jahre ist – wie die Sprache Wiens, sein Stil, sein Schmäh – ein immaterieller Schatz.“ Er mietete daher vom Unternehmer Erwin Javor „nicht sehr billig“, wie er sagt, das Stadttheater in der Walfischgasse an, in dem zuletzt die Staatsoper mit seinem Kinderprogramm Unterschlupf gefunden hatte (nun in der neuen Spielstätte NEST im Künstlerhaus-Komplex).
Das Produktionsbudget sei bei unter 100.000 Euro gelegen, sagt Heller, auf Subventionsansuchen wurde verzichtet: „Ich hab’ bei mir und anderen geschnorrt.“
Premiere ist am 13. März. Von da an soll es zumindest drei Vorstellungen pro Woche geben. Das „Remassuri“-Programm bezeichnet Heller als ein „Work in progress“, es werde sich laufend verändern – auch aufgrund der jeweils beteiligten Musikerinnen und Sänger, darunter Tini Kainrath. Fix sind nur die eingestreuten Szenen, darunter Tanzeinlagen und Schattenspiele der Pantomimengruppe Mummenschanz sowie Gastauftritte von Kasperl und Pezi (denn Heller ist bekanntlich auch Schirmherr des Urania Puppentheaters).
„Ungewöhnliche Reise“
Die genaue Setlist wollen Heller, Strauss und Molden noch nicht preisgeben: „Wir probieren aus. Wenn uns etwas nicht gefällt, nehmen wir es wieder raus.“ Aber der Slogan „Eine ungewöhnliche Reise in die Vielfalt wienerischer Musik“ werde kein leeres Versprechen sein, auch wenn zunächst auf die Couplets von Johann Nestroy und Ferdinand Raimund verzichtet wird (der Fundus ist einfach zu groß). Aber Schubert-Lieder werden zu hören sein, Salon- und Paardudler, Melodien von Johann Strauss und Franz Lehár, Hadern von Hermann Leopoldi und andere Wienerlied-Klassiker (wie das „Fiaker-Lied“, das Alexander Girardi bekannt gemacht habe). Hinzu kommen Austropop-Hits von Arik Brauer und Wolfgang Ambros („Es lebe der Zentralfriedhof“). Ein André-Heller-Song sei, sagt man, nicht geplant. Vorerst.
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