Ai Weiwei: „Wo Rechte verletzt werden, schmerzt es“

Ai Weiwei: „Wo Rechte verletzt werden, schmerzt es“
Der Künstler und Aktivist über Russland, China, Corona-Maßnahmen und seinen universellen Aufruf zur Menschlichkeit.

„China und Russland sind aneinandergebunden – in welcher Form und bis zu welchem Grad, ist noch nicht klar“, sagt Ai Weiwei. Der bekannteste Dissident Chinas, anlässlich seiner Werkschau in der Albertina modern in Wien, sieht sein Heimatland am Scheideweg. „Klar ist: China wird nie dem westlichen Pfad folgen“, sagt er.

KURIER: Wie unterscheidet sich für Sie die Macht Chinas von jener Russlands?

Ai Weiwei: Ich sehe Russland im Kern nach wie vor als eine demokratische Gesellschaft. Natürlich ist die Art, wie gewählt und wie mit der Opposition umgegangen wird, in hohem Maße fragwürdig. China ist aber nie eine demokratische Gesellschaft gewesen – es gab immer einen Führer, einen Kaiser. Die Gemeinsamkeit ist, dass beide Länder starke Personen auf der Führungsebene haben, die den politischen Prozess manipulieren und Entscheidungen ohne demokratische Einschränkungen treffen können.

Haben Sie Hoffnung, dass Widerstand der Menschen daran etwas ändern könnte?

Ich denke nicht. Menschen werden immer nur benützt – nicht nur in China oder in Russland, sondern auch im Westen. Das Volk hat nicht wirklich Macht, es wird von Propagandisten, politischen Parteien oder Kräften, die vorgeben, im Interesse des Volkes zu handeln, ausgenutzt. Es wird immer jene geben, die nach Macht streben und die Masse dazu nutzen, sie zu erlangen.

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