Ai Weiwei könnte längere Zeit in Berlin bleiben
Der chinesische Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei könnte für längere Zeit in Deutschland bleiben, wie er am Freitag in einem Interview mit dem ZDF-"Morgenmagazin" laut einer Simultanübersetzung des Senders sagte. Mit der Berliner Universität der Künste (UdK) will Ai über ein Angebot für eine dreijährige Gastprofessur reden.
Überdies habe er sich in der Bundeshauptstadt ein Atelier eingerichtet, sagte er im "Moma". Das gebe ihm die Möglichkeit, gemeinsam mit Freunden zu arbeiten. Zwar liege dies noch in der Zukunft, "aber die Möglichkeit ist schon da". Er werde "natürlich sehr lange in Berlin bleiben", sagte Ai laut dem Simultanübersetzer. Zugleich ließ er eine Rückkehr nach China offen. "Mein Vaterland sind die sozialen Medien." Und darin werde er auch in Zukunft leben, "egal ob das jetzt Peking ist oder Berlin oder ein anderer Ort auf der Welt".
Im Visier
Unterdessen haben die chinesischen Behörden den Künstler offenbar auch bei dessen Deutschland-Besuch genau im Visier: "Sie lassen mich wissen, dass sie wissen, was ich tue", sagte Ai. Dafür gebe es "viele Methoden". So würden Familienangehörige und Freunde in China Hinweise erhalten, zum Beispiel darauf, dass er das Interview gebe.
Zwar habe sich die Einstellung Pekings "ein wenig geändert", sagte Ai, der 2011 inhaftiert worden war und im Anschluss über Jahre unter Hausarrest stand. "Aber ich glaube, dass die Kontrolle immer da sein wird." Erst vor kurzem hatte der 57-Jährige seinen Pass wiederbekommen und war dann nach Deutschland gereist, zuerst nach München, am Mittwoch dann weiter nach Berlin.
Seine Heimat China befinde sich "in einer sehr großen Umwälzung", sagte Ai weiter. Diese sei so stark, wie sie das Land und die ganze Welt noch nie erlebt hätten. "In diesem Veränderungsprozess wird es auch weiterhin viele Kämpfe und viel Leid geben. Aber diese Veränderungen müssen passieren."
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