Das Letzte, das man von ihr gehört hat, war, dass sie in Paris ihre Abschlussarbeit über die Ermordung dreier kurdischer Freiheitskämpferinnen, fertigstellen will. Die Zurückbleibenden fragen sich: Hat sich Asma selbst dem Freiheitskampf verschrieben? Ist sie selbst zur şehîd, zur Märtyrerin geworden?
Dass Nergiz auch auf die Kurdenmorde in Wien eingeht, versinkt in der Bilderflut von Sahar Rahimis Inszenierung. Die Regisseurin zeigt mit dem engagierten Ensemble eine Show, die zwischen großem Hollywood-Kino, Kunstfilm, Hörspiel und einer modernen Version von Tableaux vivants changiert. Am Saaleingang empfangen als Herman Munster und als Alice im Wunderland verkleidete Gestalten die Gäste. Er wird sich als die Mutter der Verschwundenen ausgeben, sie als deren Vater. Später werden sie einige aus dem Publikum auf leeren Reihen auf der Bühne platzieren.
Sieben Zwerge
Auf einer Leinwand läuft Asmas Kunstfilm, inszenierte Pause inklusive. Disneyfiguren, wie vier von Schneewittchens sieben Zwergen, kommentieren das Geschehen. Auf der Leinwand befragt ein Geist die Planeten. Der Cowboy aus „Toy Story“ gibt sich als Filmprofessor aus.
Auf den ersten Blick mag das wie eine Verharmlosung des starken Texts wirken, doch das täuscht. Hier prallen Kulturen aufeinander, eine grelle Comic-Welt auf letalen Freiheitskampf. Ein seltsamer Exkurs über den Komponisten Jacques Besse gibt ein weiteres Rätsel auf.
Videoeinspielungen mit der eindrucksvollen Ela Paul, die sich als verschwundene Asma identifizieren lässt, fügen sich ins Geschehen. Am Ende wird ein Kuchen in Gestalt von Asma aufgebahrt. Flankiert von Daisy Duck und Minnie Maus wird dieser von Herman Munster zum Verzehr angeboten. Ein starkes Bild wie aus der Werkstatt Gottfried Helnweins.
Verwirrung und Applaus.
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