Gerüstet für den Blackout

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Wie die Republik im Ernstfall funktioniert, wie weit das Bundesheer mit seiner Autarkie-Offensive ist und was der einzelne Bürger tun kann, um gegen einen großflächigen Stromausfall gewappnet zu sein.

Wenn in Österreich über Blackout-Gefahr gesprochen wird, geht es längst nicht mehr nur um die Frage, ob das Licht ausgeht. Das 2024 geschaffene Krisensicherheitsbüro hat im Sommer erstmals ein umfassendes Lagebild der Republik erstellt – von militärischer und polizeilicher Sicherheit bis zu Medizin, Wirtschaft und kritischer Infrastruktur.

Im Ernstfall gilt der längerfristige, großflächige Stromausfall als Stresstest für die Resilienz des gesamten Staates. Auf Bevölkerungsebene sieht sich eine deutliche Mehrheit gut gerüstet: Laut „Blackout Readiness Check“ der Beratungsorganisation Ernst & Young haben 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Vorkehrungen getroffen – vor allem Ersatzbeleuchtung sowie Lebensmittel- und Getränkevorräte.

Besonders vorbereitet ist die Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen, während sich Jüngere überdurchschnittlich stark sorgen. Kernpfeiler der staatlichen Vorsorge ist das Bundesheer. 

Es verfolgt seit Jahren das Ziel, seine Liegenschaften für mindestens 14 Tage autark zu machen – mit eigener Stromerzeugung, Wasseraufbereitung, Treibstoff- und Lebensmittelreserven. 

Der Aus- und Umbau der militärischen Liegenschaften kostet allein heuer und kommendes Jahr 650 Millionen Euro – die Wertschöpfung verbleibt fast ausschließlich in Österreich. 

Rund 70 Prozent der Kasernen verfügen bereits über eine autarke Stromversorgung, bei rund 80 Prozent ist die Verpflegungsautarkie hergestellt. Ausgewählte Standorte sollen als „Sicherheitsinseln“ dienen:

Sie halten die Einsatzfähigkeit der Truppe aufrecht und bieten Blaulichtorganisationen geschützte, versorgte Anlaufpunkte, wenn sonst kaum noch etwas funktioniert. 

Denn im Blackout-Fall sind es zunächst Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Katastrophenschutzeinheiten, die Menschen bergen, Brände löschen, Nottransportwege offen halten und kritische Infrastruktur sichern. 

Rotes Kreuz, Samariterbund und andere Organisationen arbeiten an eigenen Notfallplänen, schulen Personal, testen Treibstoff- und Funkreserven und informieren die Bevölkerung.

Der Zivilschutz wiederum wirbt seit Jahren dafür, Haushalte krisenfest zu machen – empfohlen werden Vorräte für rund 14 Tage, ein batteriebetriebenes oder Kurbelradio, Medikamente und ein Mindestbargeldbestand, weil Bankomaten ausfallen können. 

Trotz aller Bemühungen bleibt die Gesamtbilanz ambivalent. Der Rechnungshof kritisiert, dass es bislang keine fertig abgestimmte gesamtstaatliche Blackout-Strategie mit klaren Zuständigkeiten gibt; auch zwischen Bund, Ländern und Netzbetreibern bestehen teils Lücken.

Das neue Lagebild und die Aufrüstung der Kasernen zu Sicherheitsinseln sind ein Schritt in Richtung Resilienz – ersetzen aber nicht die Eigenvorsorge der Bürger. 

Ob Österreich einen Blackout heil übersteht, entscheidet sich letztlich im Zusammenspiel: gut vorbereitete Haushalte, handlungsfähige Blaulichtorganisationen, ein autarkes Bundesheer – und ein Staat, der diese Kräfte rechtzeitig koordiniert.

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