Zwiebelrotzbraten

"ÜberLeben": Die Philosophie des Running Sushi.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich bin ja oft ein feiger Mensch. Ich habe Angst vor dem Abstürzen, vor sehr seltenen, ansteckenden Krankheiten und vor öffentlichen Toiletten (alles zu finden in Flugzeugen). Aber manchmal lasse ich den Piraten in mir von der Leine und riskiere etwas. Also ging ich unlängst mit meiner Freundin Running Sushi essen.

Das Risiko beim Running Sushi besteht ja darin, dass man nie genau weiß, was sich auf dem Teller befindet, den man vom Laufband holt, und wie lange es bereits auf diesem seine Runden gezogen hat: Lebt es? Beißt es? Kann es sprechen?

An dieser Stelle kann ich endlich die schöne Geschichte unterbringen, die mir die nette Leserin R. vor Wochen gemailt hat: Ihr Mann, gebürtiger Franzose und mit der österreichischen Sprache nur rudimentär vertraut, bestellte in einem Lokal einen „Zwiebelrotzbraten“. Liebe Frau R., so wird das nichts mit der Integration – aber danke für dieses wunderschöne Wort, ich werde im Internet nach einem Rezept suchen!

Wir saßen also beim Running Sushi, aßen Dinge, die wie Rotz aussahen, aber wie Zwiebel schmeckten (oder umgekehrt), hatten aber unseren Spaß, fraßen natürlich viel zu viel, weil wir alles ausprobieren wollten, bis wir draufkamen, dass die Teigtaschen das Beste waren, wie immer beim Running Sushi. Hinter uns saß ein sehr gelb gekleideter Herr mittleren Alters, der in streng nach Simmering riechendem Idiom einer wehrlosen Frau – offenbar handelte es sich um ein „Blind Date“ – ununterbrochen Vorträge über seine Tenniskünste hielt: „Beim Dobbspin springt da Boin hecher ob, so kaunn i in ondern mei Spü aufzwingen ...“ Ihr Blick war pure Verzweiflung, und sie schaufelte Rotzbraten in sich hinein.

Falls Sie übrigens, wie ich, Angst vor öffentlichen Toiletten haben, hier ein Profitipp: Laut einer Studie ist das erste Klo immer das sauberste, weil alle glauben, dass alle anderen immer aufs erste gehen und daher ein anderes nehmen.

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