Venier, vidi, vici“, titelte der KURIER in der vergangenen Woche nach dem Super-G-Gold für Stephanie Venier bei der Ski-WM in Saalbach. Diese Überschrift findet beim Wortklauber, der sich ja (fast) schon ein Leben lang mit der lateinischen Sprache beschäftigt (und trotzdem noch nie ein Skirennen auf Latein kommentieren durfte), Gefallen. Denn wie unschwer zu erkennen, handelt es sich hier um die Abwandlung des vielleicht bekanntesten lateinischen Sprichworts.
„Veni, vidi, vici“ ließ Gaius Julius Cäsar im Jahr 47 v. Chr. bei einem Triumphzug auf die Siegestransparente schreiben – der wohl kürzeste Kriegsbericht aller Zeiten. Zuvor hatte er in einem viertägigen Blitzkrieg die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des Königs Mithridates, der in die römische Provinz Asia eingefallen war, aufgerieben.
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Warum hat gerade dieser Spruch den langen Weg in die Werbung (vgl. „Veni, Vidi, Visa“) und sogar in die KURIER-Schlagzeilen gefunden? Tatsächlich ist die lateinische Formulierung brillant: Die drei Wörter haben denselben Anfangsbuchstaben (Stabreim), sind jeweils zweisilbig und reimen sich. Hinzu kommt die (im Lateinischen übliche) Aufzählung ohne „und“. Die deutsche Übersetzung „Ich kam, sah und siegte“ mutet da vergleichsweise schwerfällig an – aus 12 Buchstaben werden 18, Anlaut und Endreim sind weg, dafür hat sich ein „und“ zwischen die letzten beiden Verba geschummelt.
Cäsars prägnanter Ausspruch fand sogar den Weg in die Weltpolitik des 21. Jahrhunderts. 2011 kommentierte die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton den Tod des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi mit den Worten „We came, we saw, he died“ („Wir kamen, wir sahen, er starb“). – Als weniger Latein-kundig erwies sich Dan Quayle, amerikanischer Vizepräsident unter George Bush senior (1989–1993). Dieser beklagte nach einer Tour durch Lateinamerika, „in der Schule nicht besser Latein gelernt zu haben“. Wenigstens dadurch ist er unsterblich geworden.
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Fundstück der Woche: „Wiener Neustadt baut 2025 neue Wartehäuser für sechs Bushaltestellen“ (NÖN) – Die Errichtung von Wartehäuschen ist zwar löblich, 337,5 pro Busstation erscheinen aber doch etwas übertrieben.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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