Wenn die Postleitzahl fehl am Platz ist

"143" oder "144" - eine Ziffer macht einen wesentlichen Unterschied.
Leserin Susanne L. hatte kürzlich in einer Parfümerie ein Erlebnis, das bei ihr zu ungläubigem Kopfschütteln führte.
Bei der Ausstellung einer Kundenkarte wurden die Daten von einer Verkäuferin in den Computer eingegeben. Bei der Adresseingabe fragte mich die junge Mitarbeiterin nach dem „Platz“! Es stellte sich heraus, dass die junge Dame dachte, „PLZ“ wäre die Abkürzung von „Platz“! Als ich sie auf ihren Irrtum hinwies, meinte sie von oben herab: „PLZ und Platz ist doch das Gleiche!“
Letzteres bestreitet der Wortklauber entschieden: Sagen Sie zu einem Hund einmal „PLZ!“ – niedersetzen wird sich der Vierbeiner deswegen bestimmt nicht.
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Wie dieses Beispiel zeigt, ist die Bedeutung ehemals geläufiger Abkürzungen bei jüngeren Semestern offenbar im Schwinden begriffen. Fragen Sie z. B. einen Teenager, wie man „d. h.“ ausspricht – Sie werden nicht „das heißt“, sondern „daher“ als Antwort erhalten. Auch die Abkürzung „PS“ wird nicht mehr als „Postskriptum“ verstanden, sondern allenfalls noch als jene für „Pferdestärke“ (und das vermutlich auch nicht mehr allzu lange).
Immerhin darf die Generation Z (die als Nachfolgerin der Generationen X und Y so benannt ist) stolz sein, zwar mit Postleitzahlen nichts mehr anzufangen, dafür aber im Netzjargon kundig zu sein. Gut, mit „lG“ und „glG“ fangen zur Not auch Nicht-Digital-Natives was an. Und dass „4U“ für „for you“ steht, hat man auch schon einmal gelesen. Allenfalls weiß man sogar die Abkürzung „LOL“ („laughing out loud“, also: großes Gelächter) richtig zu deuten.
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Aber was, wenn man auf die Ziffernkombination „143“ stößt? Die drei Ziffern stehen für „Ich liebe dich“ und beziehen sich auf die Anzahl der Buchstaben in der englischen Version (ein Buchstabe in „I“, vier in „love“, drei in „you“). So gesehen passen Sie gut auf, wie Sie mit den Ziffern umgehen: Rufen Sie 144, kommt die Rettung. Rufen (oder schreiben) Sie hingegen 143, sind Sie offensichtlich rettungslos verliebt.
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Fundstück der Woche: „Diebe brachen auf Eislaufplatz ein“ (Die „Krone“ über einen Diebstahl in Zwettl) – Die Diebe wurden also zu Einbrechern im doppelten Wortsinn. Besser, Sie hätten auf den nächsten Kälteeinbruch gewartet.
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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