Sind Sie gut bei Trennungen?

Von Wolfram Kautzky
Helmut W. teilt mit: „Beim heutigen Frühstück stieß ich im KURIER in einem Bericht über das bevorstehende Spiel der Wiener Austria auf Folgendes: Wir haben einen dementsprechenden Kader. Sprachlich natürlich absolut in Ordnung, aber der Fluch des Umbruchs und der Spalten machten daraus Wir haben einen dement- [… Zeilenumbruch …] sprechenden Kader.“
Dass eine unglückliche Worttrennung die Demenz eines ganzen Fußballteams zur Folge haben kann, ist Ihrem Wortklauber auch noch nie untergekommen.
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Wurden in der Schule früher „Abteilungsregeln“ gepaukt, und das mit oft quälenden, aber eingängigen Sprüchen (z.B. „Trenne nie ein S vom T, denn es tut ihm furchtbar weh!“), sind derlei Regeln mittlerweile obsolet geworden. Rechtschreibprogramme entheben uns der Mühe, über korrekte Worttrennungen nachdenken zu müssen – sie trennen automatisch an der richtigen Stelle. Für alle, die ihre Texte lieber handschriftlich zu Papier bringen, gilt das einfache Grundprinzip: Wörter trennt man nach Sprechsilben, wie sie sich beim einfachen Vorlesen ergeben (z.B. Warm-du-scher, Rie-sen-wapp-ler). Übrigens: Gemäß dieser Regel dürfen nunmehr auch S und T getrennt werden (bes-tens, läs-tig, etc.).
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Freilich ist auch die Software nicht immer gegen Irrtümer gefeit – die Folge davon sind Abtrennungen, die zwar nicht falsch, aber missverständlich sein können. So kann schon einmal aus einer Ver-sendung eine Vers-endung werden, aus einer Wach-stube eine Wachs-tube und aus einem Allein-reisenden ein All-einreisender.
Peinlich kann es werden, wenn auf diese Weise die Brot-herstellung zur Brother-stellung wird, oder wenngar die Sextanten zu Sex-tanten mutieren. Immerhin: Auf die Idee, dass die Postille zur Po-Stille wird, kommt nicht einmal Word. Prüfen Sie’s nach!
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Fundstück der Woche: „Bei der österreichischen Polizei haben 5 speziell ausgebildete Datenspürhunde ihren Dienst angetreten. 4 von ihnen wurde vom Innenminister Karner (ÖVP) in der Ausbildungsstätte in Strebersdorf in Wien-Floridsdorf ihr Dekret überreicht.“ (Teletext)
Es dürfte nicht allzu oft vorkommen, dass bei einer Dekret-Überreichung alle Ausgezeichneten mit dem Schwanz wedeln.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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