Wenn der Volley in Transdanubien landet

Carlos Alcaraz verlor kürzlich das Wimbledon-Finale. In dieser Kolumne ist er aber nicht mitgemeint.
Neulich auf dem Tennisplatz. Der Autor dieser Zeilen verschlägt bei einem Netzangriff kläglich und wird von seinem Gegenspieler Peter T. getröstet: „Die Idee war eh gut!“
Im Klartext: Wäre der Ball nicht einen Meter im Out gelandet, hätte man den Schlag in die Kategorie „passabel“ einordnen können. Eine Steigerung zu dieser heimlichen Demütigung stellt kurz darauf das mitleidige „Schade!“ dar, mit dem Peter T. den im Gebüsch landenden Volley des Wortklaubers und das daraus resultierende Match-Ende kommentiert.
Aber Hand aufs Herz: Was wäre die Alternative zu beschönigenden Bemerkungen wie diesen? Will man bei misslungenen Schlägen von seinem Gegenüber lieber Kommentare wie „Der ist jetzt bis Transdanubien geflogen!“ oder „Was macht dein Trainer eigentlich beruflich?“ hören?
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Glücklicherweise hat sich im Sport ja der gute Ton und mit ihm der reichliche Einsatz von Euphemismen längst durchgesetzt. Wird ein Kicker beispielsweise als „Talent“ bezeichnet, heißt das eigentlich: Er ist noch nicht ganz so weit wie die anderen, verdient also noch Nachsicht. Am anderen der Fahnen- (bzw. Tor-)Stange befindet sich der „Routinier“. Wer so bezeichnet wird, gehört in Wirklichkeit schon irgendwie zum Ausgedinge, steht also kurz vor der Ausmusterung. Blöd nur, wenn man nahtlos vom Talent zum Routinier wird (wovon Ihr Wortklauber ein Lied singen kann).
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Nicht immer war die mediale Berichterstattung so gnädig mit den Sportlern. Über die Leistung Hans Krankls bei einer historischen 0:8-Niederlage Rapids gegen die Austria beim legendären Wiener Stadthallenturnier schrieb der KURIER: „Krankl ging auch im dritten Spiel als Schütze leer aus. Einzige Ausbeute: Er schoß einem Fotografen die Kamera aus der Hand.“ Und der Standard lobte einst das österreichische Wasserballteam: „Erfreuliche Leistungssteigerung des österreichischen Teams bei der Junioren-EM. Nur 0:31 gegen Italien, keiner ist ertrunken. Das 1:40 gegen Holland ist somit ausgemerzt.“
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Fundstück der Woche: "Im Parlament wird heute […] ein Eheverbot zwischen Onkeln, Tanten und Neffen und Neffinnen beschlossen" („Morgenjournal“ in Ö1.)
Ob sich die Neffinnen darüber freuen werden?
Mitnichten!
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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