Was die Künstliche Intelligenz aus dem Essen macht

Wiener Würstchen
Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Würsteln, nein, Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Neulich beim Wirten (ja, Sie haben recht, das ist grammatikalisch falsch, aber in Wien sitzt man üblicherweise „beim Wirten“ und nicht „beim Wirt“, zumindest wenn man das Lokal und nicht den Besitzer persönlich meint). Kollege Peter T. hält in der einen Hand die Speisekarte, die andere ruht auf dem Laptop. „Haben Sie schon was ausgesucht oder müssen Sie noch im Computer nachschauen?“, fragt der humorige Kellner. „Ich frag die KI, was ich bestellen soll!“, so die schlagfertige Antwort von Kollege T.

Ausgewählt wurde dann ein Hirtenspieß, der die Frage auftauchen ließ: Wieso heißt der eigentlich so? Wieder war die KI zur Stelle: „Hirtenspieß“ ist im Deutschen eine Bezeichnung für einen Fleischspieß, der traditionell von Hirten oder Schäfern zubereitet wurde (eine Analogie zum „Hühnerspieß“ lässt sich also eher nicht herstellen). Leider war der Hirtenspieß aus (der Hirte war offensichtlich schon nach Hause gegangen).

Stattdessen entschied sich Kollege T. für Würstel mit Saft und Landbrot, was in der 30-minütigen Wartezeit zur Diskussion führte: Was macht ein Brot eigentlich zum „Landbrot“? Wieso heißen manche Würstel „Landjäger“? Wer genau legt eigentlich „Landeier“? Fazit: Mögen die Namen auch noch so klingend sein – sie sagen wenig bis gar nichts aus. Und ob als Beilage „Landbrot“, „Bergsteigerbrot“ oder „Bauernbrot“ serviert wird, ist wurscht – zu den Würsteln mit Saft passt ein Salzstangerl sowieso besser.

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Kürzlich hielt sich Ihr Wortklauber im Spanischen auf. Im Restaurant scheiterte er bei der Entzifferung der Speisekarte und bemühte (ja, erraten!) die KI, die ihm sofort die Übersetzung für das ins Auge gefasste Gericht lieferte: „Cremige Kroketten mit echtem Rindfleisch aus Bauernzucht“.

Angesichts dieser Aussicht wurde es dann doch eine Paella. Manchmal ist die natürliche Intelligenz (NI) doch empfehlenswerter als die künstliche.

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Fundstück der Woche: „Der Naturpark Geschriebenstein und Vamos produzieren gemeinsam handgemachte Marillenmarmelade – mit Früchten aus dem Naturpark und Menschen mit besonderen Bedürfnissen.“ (KURIER) – Bei den verarbeiteten Personen muss es sich um ziemliche Früchtchen gehandelt haben.

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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