Darf ich meine Tochter Pfefferminza nennen?

Astrid Lindgrens: Pippi Langstrumpf
Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz im Journalismus: Keine Wortspiele mit Eigennamen! Das ist schade, denn sonst könnten Sie z. B. dem Autor dieser Zeilen den Vornamen „Komischer“ verpassen oder fragen, wie ein autoloser Spanier genannt wird (Car-los). Daher an dieser Stelle ein paar seriösere Fragestellungen wie z. B.: Was haben die Vornamen Miley, Niki und Marko gemeinsam? Richtig, sie alle sind wegen bestimmter berühmter Namensträger so populär geworden, dass man sich die Nennung des Nachnamens gleich sparen kann – er liegt auf der Hand.

Weniger unverwechselbar sind Sie, wenn Sie Andrea heißen. Dann tragen Sie zwar einen besonders schönen Vornamen, müssen ihn aber mit den Damen Berg und Sawatzki sowie mit Herrn Bocelli teilen. Letzterer stammt aus Italien, und dort ist Andrea nicht nur ein weiblicher, sondern auch ein männlicher Vorname. Ähnliches gilt in unseren Breitengraden für Conny (Cornelius oder Cornelia), Toni (Anton oder Antonia) und Fried(e)l (Friedrich oder Elfriede/Friederike).

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Die alten Römer hielten es mit den Vornamen recht schlicht: Nur rund 20 verschiedene sind überliefert, darunter auch solche, die noch immer beliebt sind, wie z. B. Iulia, Marcus, Claudia. Heute hingegen möchte nicht jeder wie Hinz und Kunz heißen, daher streben viele Eltern bei der Namensgebung nach besonderer Originalität. Pepsi-Carola, Schaklyn, Pumuckl und Tarzan wurden tatsächlich von deutschen Standesämtern 2023 als Vornamen akzeptiert. Doch die Liberalität hat auch ihre Grenzen: Pfefferminza, Pinocchia, Mickilauda und Satan wurden abgelehnt – die dafür auserkorenen Kinder werden sich freuen.

Welche Namen sind eigentlich in Österreich die häufigsten? Nein, nicht Emilia und Paul, und auch nicht Roman (obwohl das gefühlt auf jedem zweiten Buchcover steht). Es handelt sich um die (stets mit einem männlichen oder weiblichen Artikel versehene) Personenbezeichnung „Dings“. Wer das behauptet? Äh, der Dings, Sie wissen eh!

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Fundstück der Woche: „Hochzeit nach 27 Jahren in steirischen Weinbergen“ (Die Kleine Zeitung über Dominic Heinzls Hochzeit) – Wer so lange Zeit in den Weinbergen verbracht hat, ist dann sogar reif für die Eheschließung.

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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