Warum Journalisten Cäsar kennen sollten

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Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund. Diesmal geht es um den Namenspaten des Monats Juli.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Der Juli steht vor der Tür – höchste Zeit, sich Gaius Julius Cäsar, dem Namensgeber dieses Monats, zu widmen. Kaum ein anderer Römer ist so prominent wie er.

Nach seinem „mittleren“ Namen ist der Juli, Cäsars Geburtsmonat, benannt; der von ihm eingeführte Julianische Kalender (der erstmals ein Schaltjahr aufwies) wurde zur Basis unserer heutigen Zeitrechnung; von seinem Beinamen „Cäsar“ leitet sich der Titel „Kaiser“ ab (C wurde ursprünglich wie K ausgesprochen); Cäsars Erfolge bei Kleopatra wurden zum großen Liebes-Kino, seine (wenigen) Misserfolge bei der Eroberung Galliens zum Mittelpunkt der Asterix-Bände; und auch als Stadtpolitiker glänzte Cäsar: Um den Verkehr in Roms Straßen zu reduzieren, sperrte er die Kutschen und Wägen der Händler kurzerhand untertags aus der Stadt aus – ein Fahrverbot, an dem sich die Wiener Stadtpolitik bis jetzt die Zähne ausbeißt.

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Zu Cäsars Ruhm trug vor allem einer bei: er selbst. Das römische PR-Genie ließ Büsten und Statuen von sich aufstellen, seine Siege auf Münzen prägen und die von ihm verfassten Schriften in ganz Rom verbreiten.

So auch jene über seine Erfolge in Gallien: Berittene Boten brachten Cäsars „Tagesberichte“ (lat. „diurna“, davon abgeleitet das Wort „Journal“) nach Rom und hängten sie am Senatsgebäude öffentlich aus – die erste Zeitung der Geschichte! Dabei erwies sich Cäsar als schlauer Stratege: Indem er das Wort „ich“ jeweils durch „Cäsar“ ersetzte, gelang ihm eine scheinbar objektive, tatsächlich aber manipulative Kriegsberichterstattung, die auch vor Fake News nicht zurückschreckte – nachzulesen in seinen „Commentarii de bello Gallico“ (Aufzeichnungen über den Gallischen Krieg).

Sollten Sie Cäsar übrigens einmal besuchen wollen: Er thront, gemeinsam mit sieben anderen antiken Historikern, vor dem Wiener Parlament, leicht zu erkennen an seiner hohen Stirn. Vor Glatzen waren nämlich auch antike PR-Genies nicht gefeit – und blonde Toupets für Politiker noch nicht erfunden.

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Fundstück der Woche: „Rund 100 Demonstrierende […] marschierten in Palmas Altstadt, wo Urlauber in Bars und Kaffee saßen.“ (Mallorca Magazin)

Ob die Urlauber in einem Eiskaffee oder einem großen Braunen saßen, wird leider verschwiegen.

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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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