Von Silikonen und Stilikonen

Photocall for Splash! A Century of Swimming and Style exhibition at the Design Museum in London
Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund. Diesmal mit einer kleinen Mitmach-Aktion.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

„Können Sie mir erklären, was die Disko mit dem Diskus zu tun hat?“, fragt Leserin Hanna G., die gerade im Bekanntenkreis einen kleinen Diskurs über den Diskus hatte. Auch wenn die Diskothek (Kurzform: Disko/Disco) sprachlich mittlerweile weitgehend durch den „Club“ ersetzt ist, lohnt ein Blick auf die Wortherkunft. In den 1930er-Jahren wurde das Wort aus französisch discothèque in der Bedeutung „Plattensammlung“ (vgl. Bibliothek = Büchersammlung) entlehnt, in den 60er-Jahren wurde der Begriff unter englisch-amerikanischem Einfluss auf Tanzlokale übertragen. 

Der erste Wortbestandteil (lat. discus, griech. dískos) bedeutet „Scheibe“ – und die wird (zumindest in Retro-Diskos) entweder aufgelegt oder (im Sport) in die Luft geschleudert.

„Beamter eingegangen: Vortrag abgebrochen!“, vermeinte Ihr Wortklauber unlängst zu lesen. Nachdem er sich vom Schreck erholt hatte, kam ihm die erhellende Erkenntnis, dass sich ein Beamter von einem Beamer nur durch einen einzigen, allerdings deutlich sinnverändernden Buchstaben unterscheidet. Natürlich war nicht ein Beamter, sondern ein Beamer eingegangen – was dem getrübten Blick des Wortklaubers zunächst entgangen war.

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Der Lesefehler führt zur Frage: Wie viele Wörter gibt es, die durch Hinzufügen eines weiteren Buchstabens einen völlig anderen Sinn bekommen? Kommt es oft vor, dass aus einem Diskus ein Diskurs, aus dem Autorenteam ein Autorennteam oder aus einer erregten Reaktion eine erregte Redaktion wird? Fallen Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, selbst solche Begriffspaare ein? Falls ja, machen Sie daraus einen Satz (Beispiel: „Manche Stilikonen sind nicht frei von Silikonen“) und schicken Sie diesen an die unten angegebene Mailadresse. Die drei originellsten Beispiele werden veröffentlicht und mit je einem handsignierten Exemplar des Buches „Best of KURIER-Wortklauberei“ prämiert. Tipp: Als Appetizer möge jenes Beispiel dienen, das Kollege Peter T. sofort aus dem Ärmel schüttelte: „Karls Merksatz gefiel Karl Merkatz.“

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Fundstück der Woche: „Calzone – gefühlt“ (aus der Speisekarte eines Pizza-Lieferdienstes in Wien Floridsdorf). Nach dem Calzone-Genuss füllt man sich sicher sehr angefühlt.

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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