Von Primeln, Primaren, Primaten und Primadonnen

Moni und Tara aus "Tara & Moni" - Was haben die beiden ATV-Darstellerinnen zur "Wortklauberei" beizutragen.
Grammatik zählt ja nicht gerade zu den populärsten Alltags-Gesprächsthemen. Politik – jederzeit! Sport – jedenfalls! Urlaub – unbedingt! Aber haben Sie im Zuge eines gemütlichen Abendessens mit Freunden schon einmal die Frage aufgeworfen: „Was haltet ihr eigentlich vom Relativpronomen?“ – Die Reaktionen wären - relativ - leicht vorhersehbar: „Hat der heute schon was getrunken?“
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Die Aversion gegen das schon zu Schulzeiten missliebige Thema Grammatik könnte sich nun schlagartig ändern. Denn: Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen verlautet, sollen Philologen eine revolutionäre Änderung in der Kasus-Terminologie planen und für einen der vier Fälle (Kasus) eine neue Bezeichnung im Talon haben. Scherzkekse könnten meinen, es handle sich um den Ersatz des faden Genitivs durch die Bezeichnung „Gähnitiv“. Doch weit gefehlt, ein anderer unbeliebter Fall, der Nominativ, soll nun endlich eine eingängigere Bezeichnung verpasst bekommen: Da es sich bei ihm um den ersten (lat. primus) Fall handelt, sei es doch nur logisch, diesen ab sofort als „Primitiv“ ins grammatische Regelwerk aufzunehmen, so die Germanisten.
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Das lateinische Wort primus hat ja gerade Hochblüte, sprießen doch überall die „Primeln“, also die ersten Blumen des Frühjahrs (ital. primavera). Auch Wörter wie „prima“ (erstklassig), „Primadonna“ (erste Sängerin), „Primaballerina“ (erste Tänzerin) oder Klassenprimus (Klassenerster) haben dieselbe Wurzel, ebenso wie der „Primar“ (Chefarzt). Letzterer muss allerdings aufpassen, nicht Opfer einer peinlichen Sprachpanne zu werden: Für Tara und Moni, Hauptdarstellerinnen der gleichnamigen berüchtigten ATV-Serie, war ihr Schönheitschirurg kein Primar – sondern ein „Primat“.
(Anm.: Sollten Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, Zweifel an der Glaubwürdigkeit des zweiten Absatzes haben, stellen Sie dem Autor bitte nicht die am Ende des ersten Absatzes zitierte Frage. Ein Blick auf das Datum des gestrigen Tages tut’s auch.)
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Fundstück der Woche: „Moor im Hemd“ (aus der Speisekarte eines Restaurants in Schwechat). – Immer noch besser als am Hemd, wo es doch so schwer wieder rausgeht.
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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