Von Pennalen, Nudeln und Unterhosen

Unlängst war an dieser Stelle vom Pleonasmus (auch: Tautologie) die Rede – jenem Stilmittel, das entweder absichtlich (zur Verstärkung: z.B. „etwas mit eigenen Augen sehen“) oder irrtümlich (in Unkenntnis des zugrunde liegenden Fremdworts, z.B. „das Fußpedal“) eingesetzt wird.
In die zweite Kategorie fällt auch das Wort „Federpennal“, wie Leserin Eva Maria S. zu Recht anmerkt. Denn: Lateinisch penna bedeutet „Feder“ – im Federpennal ist die Feder also doppelt vertreten.
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Auch im Italienischen existiert das Wort „penna“ – es bezeichnet die Feder oder den Federhalter. Ihm verdankt die Nudelsorte „Penne“ ihren Namen: Mit ihren schräg abgeschnittenen Enden ähneln diese zylindrischen Nudeln, ein bisschen Fantasie vorausgesetzt, dem spitzen Ende eines Füllfederhalters. Überhaupt ist es ja in Italien Tradition, Nudeln nach ihrer Form zu benennen: Die Spaghetti sind eigentlich „kleine Fäden“, Fusilli „kleine Spiralen“ und Orecchiette „kleine Ohren“; Linguine haben ihren Namen von der „Zunge“ (lingua), Farfalle vom „Schmetterling“ (farfalla); und bei Rigatoni handelt es sich um „geriffelte Nudeln„ (rigato = „geriffelt“, „gestreift“).
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Noch einmal zurück zu Pleonasmus und Tautologie. Vom Hörensagen bekannt ist Ihrem Wortklauber die wenig kleidsame „Untergatte“. In ihr steckt nicht nur (möglicherweise) der Großvater, sondern (jedenfalls) auch das Wort „gatya“. Es bezeichnete im Ungarischen zunächst eine weite Leinenhose der Bauern, später schlichtweg die lange Unterhose für Männer. So gesehen ist auch die manchmal zu hörende, aber zum Glück kaum mehr zu sehende „Gattehose“ ein Pleonasmus, da sie eine „Hose-Hose“ ist. Aber Achtung: Die Untergatte ist nicht zu verwechseln mit dem Untergatten. Liebe Leserinnen und Leser, was verstehen Sie unter einem Unter-Gatten? Einen, der unter der Fuchtel seiner Ehegattin steht? Einen, der nur zweite Wahl ist? Oder einen, der im Keller schlafen muss? Der Wortklauber freut sich über Ihre Expertise!
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Fundstück der Woche: „88-Jährige rettet sich nach Brandlegung durch den Briefkastenschlitz ihrer Wohnung: Gruppe Jugendlicher unter Verdacht“ (www.diesachsen.de) – Die Seniorin dürfte recht schlank gewesen sein.
Zum Autor:
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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