Von gespaltenen Zungen und großen Rechenproblemen

Leserpost aus Deutschland – eine Wortentdeckung.
Der Wortklauber freut sich über Leserpost, die manchmal zum Recherchieren, oft zum Schmunzeln anregt. Wenn auch Sie ein sprachliches Hoppala in Text oder Bild entdecken, zögern Sie nicht, es an die unten angegebene Mail-Adresse zu übermitteln. Vielleicht kommt Ihnen ja auch eine kuriose Wortkollektion vor die Linse wie jene, die Leser Mag. Oswald W. auf einem Lieferwagen in Deutschland entdeckt hat (siehe Foto oben).
Unlängst war im KURIER zur neuen Begegnungszone in der Nisselgasse in Wien 14 zu lesen: „Nach der Umgestaltung 2023 sind die Meinungen gespalten.“ Dazu Leserin Heidi K.: „Wieso sagt man eigentlich ,gespalten‘ und nicht ,gespaltet‘“? Das ist tatsächlich eine knifflige Frage. Analog zu den Verben „falten“ (faltete – gefaltet) und „schalten“ (schaltete – geschaltet) müsste das Mittelwort der Vergangenheit (Partizip II) eigentlich auch hier „gespaltet“ lauten, wie es bei den sogenannten schwachen Verben üblich ist. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Bei „spalten“ (und dementsprechend auch bei ab-, auf- und zerspalten) lautet das Mittelwort fast immer „gespalten“. Das gilt vor allem bei adjektivischer Verwendung: Man kann mit gespaltener, aber (eher nicht) mit gespalteter Zunge sprechen.
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Im KURIER wird die Leiterin der Wiener Adipositas-Ambulanz mit einer Warnung vor Abnehmspritzen zitiert: „Die meisten nehmen nach dem Abnehmen wieder zwei Drittel ihres Ursprungsgewichts zu.“ Leser Dr. Thomas P. rechnete nach und kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: „Wenn eine 90 kg schwere Person durch die Behandlung 10 kg abgenommen hat, danach aber zwei Drittel ihres Ursprungsgewichtes wieder zunimmt, bringt sie somit 140 kg auf die Waage.“
Leser Peter S. berichtet von der Teilnahme an einer Taufe in Wien und wundert sich über einen am Info-Zettel angeführten Programmpunkt, der ihn irritierte: „Anzünden der Taufkerze (incl. aller Kinder mit Taufkerzen)“. Kein Wunder, dass die Anzahl der Taufen in Österreich rückläufig ist.
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Fundstück der Woche: „Verkauf und Beratung von Gesundheitsschuhen“ (Tafel vor einem Orthopädischen Schuhmacher in Wien) – Wenn Ihr Gesundheitsschuh einmal Beratung braucht, sind Sie hier an der richtigen Adresse.
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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