Wenn der "Schweinebraten" im Magen liegt - und der "Adventskranz" nervt

Vor zwei Wochen war an dieser Stelle eine „Worst of“-Liste jener Phrasen zu finden, die die KURIER-Leser am nervigsten finden – von „es braucht“ über „am Stück“ und „auf Augenhöhe“ bis zu „am Ende des Tages“.
Erregungspotenzial liefert auch das Wörtchen „genau“. Häufig wird es als Antwort auf eine Frage verwendet, zu der es eigentlich gar nicht passt – offenbar als Signal, dass der Angesprochene die Fragestellung überhaupt verstanden hat. Wer gefragt wird: „Sind Sie Vegetarier oder Veganer?“, sollte jedenfalls besser nicht antworten: „Genau, ich esse gerne Schweinsbraten!“ Er hätte nicht nur die Veganer, sondern auch die Sprachpuristen am Hals.
***
Zu den sprachlichen Aufregern zählt bei den Lesern auch das ewige Thema „Adventkranz“ vs. „Adventskranz“. Die Vermutung, das sogenannte Fugen-s sei eine Erfindung unserer deutschen Nachbarn, ist nicht haltbar: Schließlich verzehren die Deutschen den „Schweinebraten“, wir aber den nicht nur mit reichlich Fett, sondern auch mit Fugen-s ausgestatteten „Schweinsbraten“.
Tatsächlich entzieht sich das Fugen-s jeder Regel – mal ist es da, mal nicht. Aber Obacht: Manchmal wäre der Einsatz des -s- durchaus angebracht, um Verwechslungen vorzubeugen. Denn wie merkt doch Leser Hermann H. richtig an: Mit der am Schwedenplatz unübersehbaren Beschilderung „Schiffstation“ im Hinterkopf fühle ich mich immer geneigt dazu, ein öffentliches Pissoir zu vermuten.
***
Zum Fundstück „Moor im Hemd“ (Speisekarte in NÖ) merkt Leser Wolf A. an: In Ihrer Kolumne vom 2. 4. 2025 haben Sie die Feststellung getroffen, Moor im Hemd sei besser als Moor am Hemd, wo es doch so schwer wieder rausgehe. Obwohl ich Ihre Kolumne sehr gerne lese […], möchte ich hier widersprechen. Moor im Hemd beschmutzt das ganze Hemd, Moor auf dem Hemd nur einen Teil. Moor an dem Hemd kann hingegen bis auf einige Spritzer unproblematisch sein. Ich persönlich bevorzuge daher aus Reinigungsgründen das Moor am Hemd.
Eigentlich hat Herr A. recht – moor or less.
***
Fundstück der Woche: „Sie möchten bei uns heiraten? Bei uns ist es möglich bis maximal 75 Personen zu heiraten.“ (Homepage einer Hochzeitslocation in NÖ)
Polygamie liegt offensichtlich wieder im Trend!
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
Kommentare