Gruß aus Flagranti!

Ein „Hoteldieb“ wurde erwischt – aber wer klaut ganze Hotels?
„Hoteldieb von Mitarbeitern in flagranti erwischt“, titelte die "Krone" vor einiger Zeit. Um seinem Namen gerecht zu werden, stellt sich der Wortklauber zwei Fragen: Wer stiehlt ganze Hotels? Vor allem aber: Warum wurde der Dieb in flagranti (und nicht etwa in Wien, Graz oder Oberpullendorf) erwischt?
Zumindest Zweiteres lässt sich beantworten. Lateinisch flagrare bedeutet „brennen“. Wenn man also in flagranti (crimine) ertappt wird, geschieht dies „bei brennendem Verbrechen“. Dies kann eine Festnahme unmittelbar bei der Tat („brennend“ hatte im Römischen Recht auch die Bedeutung „akut“) bedeuten. Sehr häufig wird der Ausdruck allerdings im Zusammenhang mit Ehebruch verwendet – schließlich geht es dort ja meist um eine „heiße“ Affäre.
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Dem Wortklauber liegen noch die Worte seiner Lateinlehrerin im Ohr: „Wenn ihr euch später mal mit lateinischen Redensarten schmücken wollt, bitte nur dann, wenn ihr sie fehlerfrei zitieren könnt! “ Soll heißen: Besser den Mund halten als falsch zu zitieren – die Wahrscheinlichkeit, als peinlicher Möchtegern-Cäsar aufzufliegen, ist einfach zu groß.
Daher an dieser Stelle ein kleines Quiz: a) Heißt es coram publico oder coram publicum? b) Stimmt Medias in res oder In medias res?
Ad a) „in Gegenwart der Öffentlichkeit“ heißt coram publico (für alle, die’s genau wissen wollen: Die Präposition coram verlangt einen 6. Fall, also publico, nicht publicum).
Ad b) Wenn Sie eine Sache schnell starten wollen, haben Sie die Wahl, ob Sie „In medias res“ oder „Medias in res“ (wörtlich: mitten hinein in die Sache) gehen wollen.
Sollten Sie also einmal in einer unliebsamen Situation ertappt werden, könnten Sie das in einwandfreiem Latein so kommentieren: „Leider wurde ich coram publico in flagranti ertappt, als ich gerade in medias res gehen wollte“. Wobei die korrekten Fallendungen dann Ihr geringstes Problem sein dürften.
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Fundstück der Woche: „Von Adjektiven rate ich ab. Die machen das Benzin nur unnötig teuer, bringen aber überhaupt nichts.“ (Aus dem Forum einer Autozeitschrift)
Tanken Sie also besser Substantive oder Verben, die sind möglicherweise sogar effizienter als Additive.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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