Hoppala, jetzt hab ich das Übergewicht bekommen!“, stößt Philipp, mit dem man im TV fit bleiben kann, hervor. Nein, dem Vorturner ist nicht über Nacht ein Bierbauch gewachsen, sondern er ist nur kurz aus dem Gleichgewicht geraten. Was klar macht, dass das Nomen „Übergewicht“ im Deutschen für zwei unterschiedliche Dinge stehen kann: für den Verlust des Gleichgewichts ebenso wie für das Übergewicht. Womit wir bei der Wampe wären. Diese fast liebevolle Bezeichnung für den durch Hopfenkaltschalen aufgepäppelten Dickbauch geht auf althochdeutsch „wamba“ zurück: Das Wort bezeichnete den Mutterleib und im weiteren Sinn den Bauch überhaupt. Sprachlich verwandt mit der Wampe sind die „Wamme“ (= vom Hals herabhängende Hautfalte beim Rind) und das „Wammerl“, also das Bauchfleisch vom Kalb.
***
Der Träger einer Wampe wurde üblicherweise „wampert“ genannt – einer von vielen umgangssprachlichen Ausdrücken, die mittlerweile ins Hintertreffen geraten sind. Im Zeitalter der politisch korrekten Sprache sind Ausdrücke wie „gefüllt“, „fett“ oder „blad“ ja mittlerweile verpönt und zugunsten von Wörtern wie „fest“, „wohlgenährt“ oder „adipös“ ersetzt.
Dass auch in früheren Zeiten die Titulation „wampert“ bei Angesprochenen nicht immer Begeisterung erzeugte, zeigt eine Anekdote aus der Nazizeit (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Als der nicht gerade unterernährte Reichsmarschall Göring durch München spazierte, habe er neben einem Plakat, das fürs Winterhilfswerk (WHW) warb, einen Buben gesehen und ihn angesprochen: „Na, Junge, weißt du, was die drei Buchstaben WHW bedeuten?“ „Ja, scho.“ „Dann kannst du mir’s sicher verraten.“ „I trau mi ned.“ „Jetzt komm, kriegst auch ’n Markstück von mir.“ Der Bub habe die Münze genommen und gerufen: „Wamperter Hund, wamperter!“ Und sei, so schnell er konnte, davongelaufen. Dass ihm der so titulierte Göring nicht folgen konnte, lag auf der Hand – und an der Wampe.
***
Fundstück der Woche: „Männliche Verkäuferin gesucht.“ (Plakat in einer Linzer Modeboutique) – Liebe Bewerberinnen: Bemühen Sie sich um ein möglichst maskulines Auftreten, dann ist Ihnen der Job sicher.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
Kommentare