„Sehr geehrter Herr Kautzky! Seit ungefähr zwei Jahren warten wir sehnsüchtig auf die Deutschstunde am Donnerstag, um uns an Ihren Mittwochskolumnen zu erfreuen. […] Mittlerweile sind sie ein fester Bestandteil unseres Deutschunterrichtes.
Auch vergangenen Donnerstag haben wir Ihre Kolumne gelesen und es kam zu großer Verwirrung: Grund war der Titel „Eine Ode auf die Wampe“. Wir stellten uns die Frage, ob Sie nicht die falsche Präposition verwendet haben… Denn man kann eine Ode an etwas oder jemanden, aber nicht auf (Achtung Pointe: an und auf „wampert“ gedruckt) etwas oder jemanden richten, oder? Dies hat für großen Aufruhr in unserer wortklauberischen Klasse gesorgt, Wamperte wurden beschimpft, Sessel lernten fliegen, die Lanzen wurden gezückt – selbst ein Anruf bei der Sprachpolizei war vergebens. […] Können Sie uns helfen, herauszufinden, ob wir eine Ihrer Pointen falsch verstanden haben oder ob es sich tatsächlich um einen Fehler eines ausgesprochenen Sprachliebhabers handelt? Mit herzlichen Grüßen, die 8C aus dem Diefenbachgymnasium.“
Da hat der Wortklauber den Scherben auf. Denn: Die jungen Damen und Herren haben recht. Die zunächst ins Auge gefasste Replik: „Super, dass ihr draufgekommen seid, das war nämlich ein Test für die Leserinnen und Leser!“ wurde rasch wieder verworfen. So bleibt nur die Erkenntnis: Eine Ode (von griech. odé „Lied“, „Gedicht“; vgl. die Begriffe Trag-ödie, Kom-ödie und Mel-odie) wird nicht auf, sondern an jemanden gerichtet – wie man zumindest dem 4. Satz von Beethovens Neunter („Ode an die Freude“) entnehmen kann. Somit streut der Wortklauber, ziemlich freudlos, Asche auf (aber nicht an) sein Haupt.
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Fundstück der Woche: „Wir laden Sie zur kostenlosen Erstbratung ein“ (Aussendung eines Immobilienbüros) – Wenn schon die Mietpreise durch die Decke gehen, wird man wenigstens gratis gebraten.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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