Eine Kolumne über Ohrwascheln, Glossen und Kolumnen

Was haben die geschätzte Kollegin B. B. und ihre geschätzten Kollegen A. S., GUITAR und LEY gemeinsam? Sie alle haben nicht nur zwei Ohrwascheln, sondern sie schreiben auch eines.
Zur Erklärung: Im KURIER-internen Jargon wird jene tägliche Kolumne, die sich auf der Titelseite links unten befindet, als „Ohrwaschl“ bezeichnet – vermutlich wegen der Größe und der Randpositionierung. Detail am Rande, falls Sie’s nicht ohnehin schon bemerkt haben: Das Ohrwaschl ist nach dem jüngsten KURIER-Relaunch ein bisschen länger geworden, und zwar um ca. 100 Zeichen. (Angeblich sollen ja Ohren und Nase nie aufhören, zu wachsen.)
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Ein Zeitungsbestandteil wie das Ohrwaschl wird üblicherweise als Glosse oder Kolumne bezeichnet. Beide Begriffe stehen für regelmäßig erscheinende, persönlich gefärbte Texte, die in ein fixes Layout eingepasst sind. Die „Glosse“ geht auf griech. glossa (= Zunge, Sprache) zurück und lebt im „Glossar“ (= Wörterverzeichnis) weiter. Die Wurzel der „Kolumne“ ist dagegen lateinisch: Als columna (= Säule) wurde seit dem 16. Jh. in der Druckersprache ein „säulenförmiges“ Textelement, also eine Spalte, bezeichnet. Das Wort „columna“ steckt übrigens auch in der „Kolonne“. Wenn Sie das nächste Mal mit Ihrem Auto in einer ebensolchen stecken, wird diese erhellende Erkenntnis ja vielleicht zu Ihrer Beruhigung beitragen. Hofft jedenfalls Ihr Kolumnist.
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Ebenfalls der Druckersprache entstammt das „Inserat“. Dieser an den Seitengestalter gerichtete lateinische Vermerk bedeutet wörtlich: „Er soll einfügen.“ Da es sich dabei oft um Grafiken handelte, wurde das Wort später zum Fachausdruck für Werbungen in Druckschriften. – Die „Zeitungsente“ hat nichts mit Geflügel zu tun, sondern mit einer Abkürzung: Die Buchstaben N. und T. (ausgesprochen: en-te) stehen für „non testatum“ (= nicht bezeugt) – bei einer Zeitungsente handelt es sich also um eine nicht bestätigte Meldung. So gesehen dürfen Sie sich bei der Lektüre der österreichischen Boulevardpresse fallweise wie in Entenhausen vorkommen.
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Fundstück der Woche: „Pfanne für Eier aus Stahl, Stck. 19,90 €“ (Sonderangebot in einem Wiener Geschirrgeschäft). – Achtung: Ein Biss ins Ei, und Ihr Zahnarzt reibt sich die Hände!#
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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