Erotische Punschkrapferl
Der fassadenbegrünte Swingerklub in der Brigittenau wird wieder mal nicht erwähnt, wenn ORF III über „Wiens erotische Palais“ berichtet. Es muss schon das Augartenpalais sein, wo Erzherzog Otto einst seinen Ausschweifungen frönte, bevor er elend an der Syphilis zugrunde ging.
Die zweite Folge der Doku-Reihe mit Karl Hohenlohe wusste am Dienstag viel über Sex im Wien der Jahrhundertwende zu erzählen: Über Prostituierte, die man als „Grabennymphen“ oder „Fensterhennen“ bezeichnete, über Mätressen und „süße Mädel“, die man als Verführerinnen verniedlichte oder als Unheilbringerinnen verteufelte, während die Herren hohe (und hohle) Moral vortäuschten.
Die Aufmachung, mit Palais-Ansichten und Adels-Talk, lenkte dabei fast vom Kern der Geschichten ab. Aber Habsburger-Nostalgie ist offenbar der Zuckerguss am Punschkrapferl, der dem Österreicher Inhalte bekömmlich macht.
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