Abendliches Adrenalin

Abendliches Adrenalin
Die Twittergemeinde verabreicht sich bei Interviews der #zib2 die körpereigene Droge und meint, das sei Diskurs
Michael Huber

Michael Huber

Wenn auf Twitter der Begriff #zib2 als „Trend in Österreich“ aufscheint, kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass gerade jemand zu einem kontroversiellen Thema interviewt wird – womöglich gar der Gesundheitsminister. Am Dienstag war wieder so eine Sternstunde angesagt, viel Häme ergoss sich über Johannes Rauch und seine Ansage, man sei „topvorbereitet“ auf alles, was in Sachen Corona kommen möge (siehe auch S. 3 – 6).

An rationalen Diskurs erinnert das, was sich in solchen Momenten online abspielt, kaum noch – schon eher an jene „Zwei Minuten Hass“ in George Orwells „1984“, in denen sich das Volk rituell seiner Aggressionen entledigen darf. Wenn die #zib2-Blase blubbert, meinen viele Nutzerinnen und Nutzer, an politischer Meinungsbildung teilzuhaben, obwohl sie sich nur die abendliche Dosis Adrenalin abholen. Ohne eine solche schläft es sich allerdings viel besser.

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