Wie sich die Leute verändert haben
Diese Kolumne ist mir beim Footballspielen mit K. eingefallen. Das ist unsere Krisenzeitbeschäftigung: Wir gehen hinaus auf die Wiese und werfen den Football, den sich K. zum Geburtstag gewünscht hat, und stellen uns vor, wir sind die Green Bay Packers und die Baltimore Ravens und stehen im Superbowl.
Ich brauche ein Kolumnenthema, sage ich zu K. Und K. antwortet: „Schreib doch darüber, wie sich die Leute verändert haben.“ Und dann diktiert mir K. eine Kolumne, und weil ich nichts mithabe, um sie aufzuschreiben, bauen wir uns folgende Eselsbrücke: Beim Arzt grüßen die Leute den Müll.
Ich war jetzt beim Arzt. Die Ordinationschefin telefonierte gerade mit einer Anruferin, die tatsächlich glaubte, sie habe Corona, weil sie ein Brennen beim Harnlassen verspürte, und die nicht einsehen wollte, dass sie keine Harnprobe mit dem Taxi vorbeischicken könnte. Passiert dir sowas öfter, fragte ich die Ordinationschefin. Was glaubst du, antwortete sie. Ich muss dreimal am Tag Anrufern sagen, dass sie Desinfektionsmittel nicht trinken dürfen, danke, Donald Trump. Corona macht uns offenbar ein wenig ... intelligenzreduziert.
Corona macht aber auch mehr Müll. Bei uns gehen jede Woche die Müllcontainer über, und an jedem Kreisverkehr liegt der Sperrmüll. Ich vermute, das liegt daran: Die Menschen verbringen mehr Zeit als vorher zu Hause, und dabei fällt ihnen auf, wie viel sinnloses Zeug bei ihnen so herumliegt, und das schmeißen sie dann weg.
Und noch etwas fällt uns auf: Die Menschen nehmen einander bewusster wahr. Sie schauen einander an, achten auf Abstand – und bemerken dann plötzlich, dass der andere ein Mensch ist und kein Virusträger. Grüß Gott, sagen Sie, schönen Tag, und bleiben Sie gesund!
Das haben wir uns gedacht beim Footballspielen, und falls Sie jetzt finden, das sei eine komische Kolumne: Ja, aber es sind ja auch komische Zeiten.
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