Wetter ist immer
Wahnsinn, wie heiß der Sommer war, was haben wir geschwitzt und uns nach Abkühlung gesehnt! Jetzt zieht der Herbst ins Land. Na geh, der Sommer ist vorbei und es wird kühler! Jetzt regnet es, dieser blöde Regen. Und dieser graue Himmel, wie trostlos. Bald ist Winter, Kälte und Schnee. Dann kommt wieder der Frühling, sicher zu früh oder zu spät oder zu heiß oder zu windig oder ... irgendwas ist immer. Irgendwas macht das Wetter immer falsch, zumindest in den Augen des Wieners.
Der Wiener hat recht, das depperte Wetter irrt sich! Ist es eine generelle Eigenschaft aller Menschen (nicht nur der Wiener!), den Blick auf das zu fokussieren, was nicht passt? Also wenn 96 % passen, dann werden die nicht passenden 4 % lang und breit bejammert. Aber die passenden 96 % werden kaum wahrgenommen, als selbstverständlich angesehen oder als wurscht. Genügt die Erklärung, dass das Hirn evolutionsbedingt darauf programmiert ist, Gefahren aufzuspüren? Den viel zitierten Säbelzahntiger, der sich im Gebüsch versteckt? Für den Steinzeitmenschen mag das eine wichtige Überlebensstrategie gewesen sein, aber gilt das noch für den modernen Menschen von heute?
Es geht nicht darum, sich die Realität rosarot zu malen, sondern um das bewusste Wahrnehmen des Schlechten, aber eben auch des Guten. Ein Nein zum Schlechten ist o.k., aber ein großes lautes JA zum Guten ist auch ziemlich o.k.! Schauen Sie sich um, können Sie jetzt in diesem Augenblick einen Säbelzahntiger entdecken? Wenn ja, legen’S um Gottes willen die Zeitung weg und rennen Sie um Ihr Leben! Wenn nein, dann genießen Sie den Moment! Niemand muss wertschätzende Gedanken über einen eingewachsenen Zehennagel haben, aber was ist mit einem leckeren Kaffee oder schöner Musik!? Ich wünsche Ihnen ein gutes säbelzahntigerfreies Leben!
Die Kabarettistin Nadja Maleh ist eine der Autorinnen und Autoren dieser Kolumne.
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