Wehleidiger Watschenmann

Die, die am schamlosesten austeilen, wollen oft nicht einstecken. Da wird aus einem Floh, der einem auf die Zehe steigt, ein Elefant
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Es gibt Polter-Politiker, die ständig austeilen, als wären sie im Prater beim Watschenmann, jedoch „Au!“ brüllen, sobald ihnen selbst ein Floh auf die kleine Zehe steigt. Ob das Mampf-Wortspiel auf einem McDonald’s-Plakat („Mampfiosi“) tatsächlich so unter der Gürtellinie war, wie Italiens Vizepremier Salvini tut, sei dahingestellt.Salvini selbst fand jedenfalls nichts dabei, zu Mussolinis Geburtstag ein berüchtigtes Mussolini-Zitat in die Welt hinaus zu twittern.

Der neue Briten-Premier Johnson wiederum reagierte beleidigt, als man ihm nachwies, dass er im Vorfeld der Brexit-Abstimmung mit Falschbehauptungen Stimmung gemacht habe. Umgekehrt findet man aber in Europa kaum jemanden, den Johnson seinerseits noch nicht beleidigt hätte – Franzosen, Muslime, Schwule, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Und irgendwie kommt einem da ein alter Peter-Cornelius-Hit in den Sinn: „Empfindsamkeit kennen wir net, wenn’s um die andern geht. Sensibel, wir sind so sensibel, solang’s um uns selber geht.

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