Warum schon wieder etwas abgelehnt wird

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Fundierte Widersprüche sind - nicht nur im Kulturbereich - so wichtig, werden aber oft mit fundamentaler Ablehnung verwechselt.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Sehr geehrtes Kulturamt!

Seit Sie Ihr Büro eröffnet haben, wurden sämtliche Anträge wohlmeinender Menschen abgelehnt. Warum sind Sie immer gegen alles? Haben Sie keinen Sinn für konstruktive Vorschläge? Da ich das nicht glauben kann, versuche ich es mit einem Antrag auf einer höheren Ebene, dass nämlich die Mehrheit der Anträge fürderhin genehmigt werden muss. Es kann ja nicht sein, dass immer das Negative gewinnt.

Mit freundlichen Grüßen, M. S.

Sehr geehrter M. S.!

Vielen Dank für Ihr Schreiben. Wir bestätigen hiermit den Erhalt (Geschäftszahl 03/2025) und sind froh über diesen Antrag, weil er Grundsätzliches thematisiert, das weit über Kulturgrenzen hinaus Relevanz hat.

Bleiben wir aber zunächst bei Kunst, deren Produktion und deren Ausübung. Sie monieren völlig zurecht, werter M. S., dass das Kulturamt, das an dieser Stelle durchaus von journalistischen Gedanken gespeist ist, oft gegen etwas ist. Das liegt daran, dass Journalismus – wie der Kulturchef des renommierten Mediums KURIER, Georg Leyrer, oft zitiert – zu 51 Prozent dagegen sein müsse. Wogegen ist nicht immer so klar, aber gemeint ist eine kritische Grundhaltung, weil es nur durch Widerspruch und gegenteilige Meinungen eine Weiterentwicklung gibt. Darauf basiert auch das dialektische Prinzip, wonach jede These eine Antithese braucht, um gemeinsam zur Synthese zu gelangen.

Im Bereich der Kulturkritik etwa ist das Hinterfragen essenziell, leider wird das aber nicht von allen Veranstaltern goutiert. Sie präferieren reine PR-Artikel, was aber niemandem etwas bringt. Wo die Kritik aber aufhört, endet auch die ernsthafte Auseinandersetzung und irgendwann die Demokratie (ein großer Vergleich, aber er stimmt).

Auch in anderen Bereichen ist es nicht mehr gewünscht, Dinge kritisch zu reflektieren, weil fundierte Einwände mit fundamentaler Ablehnung verwechselt werden. Darauf basiert auch der Erfolg sozialer Medien, die algorithmisch Bubbles bilden und alle außerhalb davon reflexartig verfolgen. Wer zustimmt, ist ein Freund. Wer ablehnt, ein Feind.

Das Kulturamt wird sich weiter kritisch mit Entwicklungen auseinandersetzen, eben wie ein Qualitätsmedium. Und die Schönfärberei, die ohnehin in allen Pressestellen zu beobachten ist, lassen wir draußen. In diesem Geiste haben wir unsere Illustratorin Lilly Graschl gebeten, ein Logo für das Kulturamt zu entwerfen, wofür wir uns herzlich bedanken. Es passt auch zu Ihrem Antrag, lieber M. S.: abgelehnt.

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