Vor Ski-Weltcup in Killington: Die Frauen sind am Zug

Ihnen sehen 14.000 Neugierige auf die Skier, ehe die Herren in Lake Luise vor bestenfalls 200 Zuschauern rasen werden.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Frauen! Wie im letzten Jahr genießen sie auch auch heuer beim Auftakt der nordamerikanischen Weltcup-Serie die Pole-Position. Ihnen sehen 14.000 Neugierige im knapp 900 Einwohner zählenden Killington an der US-Ostküste auf die Torlauf-Skier, ehe die Herren-Abfahrtstars im kanadischen Lake Luise vor bestenfalls 200 Zuschauern (kein Druckfehler) um die ersten Saisonpunkte rasen werden. Und um die 45.000 Siegesprämie.

Auch im geschlechterübergreifenden Preisgeldvergleich hat eine Frau die Nase vorn. Mikaela Shiffrin beginnt schon nach den ersten zwei Saisonprüfungen (Sölden, Levi) den Männern davon zu carven. Was auch an ihrer Vielseitigkeit liegt, während im Herren-Weltcup die Allrounder resignieren. Selbst der Franzose  Alexis Pinturault tut sich das Kombinierer-feindliche Programm nicht mehr vollinhaltlich an. Er startet erst gar nicht in Lake Louise. Dort scheint die Zeit wie stehen geblieben. Überalterte Schneekanonen, museumsreife Lifte, auf deren Sesseln einst schon Franz Klammer fror.

"Home of Grizzly", signalisiert dem Autofahrer eine Tafel, ehe er vom Pacific-Highway nach Lake Louise abbiegt. Bei minus 25 Grad besteht nicht die Gefahr, dass Meister Petz (wie während Olympia 88 wegen eines Warmwettereinbruchs in der Provinz Alberta passiert) aus dem Winterschlaf erwacht.

Stimmungsloser Schauplatz

Lake Louise ist - wie Hansi Hinterseer sagen würde - bärig für Naturliebhaber, aber zugleich der weltweit wohl stimmungsloseste Schauplatz für Hochleistungssport. Das musste schon der Linzer Max Gartner zur Kenntnis nehmen, als es er, der ehemalige Bundesliga-Fußballer (Innsbruck, VÖEST) zuerst zum kanadischen Ski-Cheftrainer und schließlich sogar zum Präsident des kanadischen Skiverbandes brachte.

Zum Weltcup nach Lake Louise wird der in Calgary eine Sportagentur besitzende Gartner erst nächste Woche kommen, wenn dort  ... die Frauen fahren. 

Obwohl verheiratet mit einer Abfahrts-Olympiasiegerin (Kerrin Lee Gartner) und nach wie vor in regem Kontakt mit kanadischen Alpinchampions a la Jan Kucera (der Abfahrtsweltmeister von 2009 ist Kanadas neuer Abfahrts-Coach) bedauert es Gartner, dass er auf Grund seines Ski-Engagements den Kontakt zum Fußball etwas verlor. Umso mehr taugt’s ihm, dass der Soccer aller jahrzehntelanger Skepsis zum Trotz in Nordamerika einen "unglaublichen Aufschwung" erlebt.

Zu verdanken habe der europäische Fußball, so Gartner, den enormen Imagegewinn nicht zuletzt auch den kickenden US-Frauen. Die wurden im vergangenen Juni in Frankreich Fußball-Weltmeister, ehe sie einen Empfang   bei Obermacho Donald Trump im Weißen Haus ablehnten.

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