Von rot-violetten und blaublütigen Landesfürsten

Michael Häupl (unten) bleibt farbentreu und nach seinem Abschied als Wiens Bürgermeister Oberaufseher bei der Austria.
"Tagebuch": In jedem anderen Bundesland hat der Sport einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Gute Nacht. Herbert Prohaska verabschiedete beim Kiewer Finale zum letzten Mal die Champions-League-Seher des ORF. Der verliert die Senderechte. Aber bei der WM darf der ORF im Bilde sein. Mehr noch: Der Ex-Teamchef erhält Verstärkung durch Ex-Teamchef Marcel Koller. Er wurde ebenfalls vom ORF als Honorar-Analytiker engagiert. Hält dieser Trend an, wird Teamchef Franco Foda bei der WM 2022 vielleicht Spiele aus Katar kommentieren. Und David Alaba von Silicon Valley aus fürs Weltall-TV seinen Fachsenf beisteuern, wenn die zwei besten Klubs in Asien um Europas Champions-League-Titel 2028 spielen.

Noch geben Alaba, Arnautovic und Dragovic beim Nationalteam den Ton an. Ohne sie stünde Wien in Relation zur Einwohnerzahl beschämend da. Stammt doch außer dem Trio mit Migrationshintergrund vom 23-Mann-Kader nur Debütant Marvin Potzmann (begann als Bub bei Rapid) aus Wien. Das ist kein Zufall: In jedem anderen Bundesland hat der Sport einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert. Dass Stadtrat Peter Hacker unterm neuen Bürgermeister Michael Ludwig auch für Sport zuständig ist, bleibt in den meisten Medien unerwähnt.

Wer damit prahlt, nichts vom Kicken zu verstehen, könne damit spekulieren, für einen Intellektuellen gehalten zu werden – hatte Ludwigs Vorgänger vor bald 30 Jahren einmal gemeint, Und sich – zugegeben nach ein paar G’spritzten – über die g’spritzte Pseudo-High-Society ausgelassen.

Damals war Michael Häupl Sportstadtrat. Und körperliches Journalistenopfer, als er sich bei einem Juxkickerl gegen Schreiberlinge auf dem Helfort-Platz einen Arm brach.

Häupl bleibt Kuratoriumsvorsitzender der Austria. Aber er hatte als violett ang’hauchter roter Bürgermeister darauf g’schaut, dass es auch den Grün-Weißen passabel ging. Und den FC Gemeinderat trotz barocker Figur auf dem Hütteldorfer Trainingsplatz verstärkt.

Auf Rapids Trainingsfeld, das den Stadionneubau überlebt hat, sorgte einmal sogar ein adeliger Landesfürst für Flurschaden. Albert von Monaco (er wird am Montag anlässlich des Formel-1-GPs exklusiver Studiogast bei Servus TV sein) lief zu Zeiten, als Hans Krankls Anwalt Skender Fani Rapid-Chef war, mit einer monegassischen Hobby-Truppe in Hütteldorf ein. Wobei sich der Respekt einer Rapid-Ikone in Grenzen hielt. Franz Hasil sprang nach einer unbeabsichtigt rustikalen Attacke Alberts erzürnt auf und rief: „Bist deppert, Prinz?“ wolfgang.winheim

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