Verblassend (III)
Unsere geschätzte Leserin Gabriele S. findet es bedauerlich, dass der Dialekt nur noch beim Schimpfen überlebt. Das stimmt natürlich. Andererseits: Fluchen ist ein Akt hoher Kreativität. Mehr noch: Fluchen ist gesund. Fluchen reduziert Stress, laut einer britischen Studie wirkt es sogar schmerzlindernd.
Österreich und Deutschland stecken beim Schimpfen noch tief in der analen Phase, in den Niederlanden oder den USA flucht man gerne im sexuellen Kontext, in Russland oder im arabischen Raum ist man besonders poetisch.
Ein Biotop des Fluchens ist der Fußballplatz, ein Ort hoher Schöpfungskraft, die sich keineswegs nur in Spekulationen über den Standort vom Auto des Schiedsrichters oder über das berufliche Vorleben der Mutter des Mittelstürmers erschöpft. Ein alter persischer Fluch lautet übrigens: Ich furze in den Bart deines Großvaters. Schade, dass der Iran bei der WM schon ausgeschieden ist – DAS würde man gerne einmal als Sprechchor hören.
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