Kolumnen

Warten auf die Sonne

Österreich kennt ja nur zwei Jahreszeiten: Zehn Monate lang November, zwei Monate lang Sommer.

von Guido Tartarotti

07/03/2021, 04:00 AM

Kennen Sie den Song „Waiting For  The Sun“ von den Doors? Er ist mein Sommer-Soundtrack. Das Lied beginnt ganz harmlos, mit zitternden Orgelklängen und einem sehnsüchtig flehenden Jim Morrison: „Can you feel it/now that spring has come/and it's time to live in the scattered sun?“  Und immer denke ich mir: Ja, ich spüre es, es ist Zeit, wieder in der Sonne zu leben. Das Lied türmt dann einen mächtigen Refrain auf, Morrison brüllt gen Himmel: Ich warte auf die Sonne! Ich warte, dass du kommst, dass du mein Lied hörst, dass du mir sagst, was falsch gelaufen ist!

Wenn ich das höre, fühle ich mich verstanden. Genauso geht es mir: Ich warte auf die Sonne. Den Großteil des Jahres. Österreich kennt ja nur zwei Jahreszeiten: Zehn Monate lang November, zwei Monate lang Sommer. Und ich brauche den Sommer, um mich lebendig zu fühlen. Nebel, Nässe, Gatsch und Kälte machen mich müde, mürrisch und depressiv. Wobei ich „Kälte“ als alles unter 25 Grad definieren würde.

Umgekehrt fühle ich mich bei Hitze vital, leistungsfähig und fröhlich, wobei ich Hitze gar nicht als heiß empfinde, sondern als angenehm warm. Bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad fühle ich mich am besten, da schreibe ich wie ein Wilder und mache nachher Sport.

Ich war einmal in der australischen Wüste, da hatte es 42 Grad, und ich wollte wandern gehen. Ein australischer Parkranger hat mich dann gehörig zusammengeschissen und mir erklärt, dass Wandern bei diesen Temperaturen lebensgefährlich sei.

Übrigens: Es geht sich beides aus – man kann heiße Sommer lieben und gleichzeitig wissen, wie schlimm der Klimawandel ist. Ich verzichte deshalb schon seit neun Jahren auf den Besitz eines Autos.

Jim Morrison starb heute vor 50 Jahren. Er hat mir geholfen, meine Jugend zu überleben, indem seine Musik mir immer ein starker Begleiter war. Ein bisschen peinlich ist mir das heute, wie das Hesse-Lesen, aber nur ein bisschen.

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