"ÜberLeben": Knödel!

Eine Geburtstagsparty mit Gulasch, Fisch und purem Wahnsinn.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Knödel. Auf die kommt es an. Eine Party ist nur perfekt mit Knödeln. Ob Semmel oder Erdäpfel, ist mir egal. Hauptsache Knödel. Als mir daher mein Freund S. eine WhatsApp schickte – „Es gibt Gulasch, magst du dazu Gebäck oder Knödel?“ – antwortete ich in Sekundenschnelle: „Knödel!“ Und der arme S. musste nicht nur Gulasch zubereiten, sondern auch noch Knödel.

S. feierte seinen 50. Geburtstag, pandemiebedingt mit zwei Jahren Verspätung. Die Runde war wild gemischt – Journalisten, Ärzte, Lehrerinnen, eine Dokumentarfilmerin, eine Spar-Kassierin und viele mehr. Sogar der Malz war gekommen. Ich hatte ihn seit 2018 nicht mehr gesehen, er sah aus wie immer, nur ein wenig grauer, aber er war in der Zwischenzeit Vegetarier, Nichtraucher und Yogalehrer geworden. Der Malz war an diesem Abend der einzige, der nüchtern blieb.

Am Anfang war alles noch ganz manierlich, wir sprachen über unsere Corona-Erkrankungen, die Gasrechnung, die Chat-Protokolle und über die Fischerei-Prüfung, die einer der Gäste eben bestanden hatte. Gulasch und Knödel schmeckten perfekt. Wir verkosteten sogar brav den serbischen Ziegenspeck, den S. besorgt hatte, der wie eine Mischung aus Rost, Fußschweiß und purem Wahnsinn schmeckte. Dann schoss meine Freundin einen Konfetti-Böller ab, S. öffnete den Wodka, und von da an wurde es wild.

Irgendwann sangen, besser gesagt, brüllten alle im Chor ein Lied der furchtbaren Backstreet Boys, der Gastgeber erzählte die Geschichte, wie er einmal einen Aquariumsfisch mit Schnaps hinunterspülte (vor Nachahmung wird nicht nur aus Tierschutzgründen ausdrücklich abgeraten), dann tauchte ein Nachbar auf, beschwerte sich über den Lärm und sagte „Übrigens, ich bin bisexuell“, was wir gelassen zur Kenntnis nahmen. Um fünf Uhr früh waren dann alle im Koma, nur der Gastgeber aß den letzten Knödel auf und ging angeln.

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