Was auf Hotelwänden geschrieben steht, Teil 1
Ich glaube zwar, der Trend ist schon abgeflacht, vielleicht sogar schon in die ewigen Trend-Jagdgründe eingezogen – aber eine Zeit lang hat man nackte Wände in Hotels gerne mit Geschriebenem geschmückt. Der Schmuck dieser Wände unterlag schon immer Trends, wie ja fast alles immer einem Trend unterliegt, es gibt sogar Zeiten, da liegen die Trends im Trend (und in anderen ist es total out, einem Trend zu folgen, aber das führt vielleicht zu weit). Wie große Wandflächen, von denen es in Hotels halt viele gibt, verziert werden, damit sie nicht gar so ordinär nackert dastehen, hat sich jedenfalls über die Jahre verändert. Schon der schier ewig anhaltende Trend zur Tapete war Subtrends unterworfen, erst dominierte das zurückhaltend Ornamentale (silberne, feine Linien auf Mattweiß), dann das übermäßig Bildhafte (Dschungel-Blätter in Elefantenkopfgröße), dann das weiß Raufasrige (jössas!), dann das pastellig Einfärbige (schwachlila-jössas!) – und irgendwann war man mit Tapete fertig und fing mit Bildern an. Die zeigten oft lokale Motive, die meisten
Edelweiß zum Beispiel wachsen nicht auf den Bergen, sondern an den Hotelwänden neben den Bergen. Mit künstlerischer Ausdrucksstärke hielt man sich bei den Bildern ebenso wenig auf wie beim folgenden Trend zu Fotos (wieder meist von Alpenblumen), erst als man die vielen, großen Wände mit Abstraktem (Figuren oder auch Lichtinstallationen) zu schmücken begann, ließen Hoteleignerinnen und – eigner mehr Kunstsinn zu.
Dann kam das Wort. Und es war gut.
Weil es natürlich erst einmal eine verstörende Frische hatte, wenn da an einer Wand in großen, oft schnörkeligen Lettern etwas geschrieben steht. Und man darf davon ausgehen, dass sich die Auswahl des Geschriebenem niemand leicht macht, wenn man einem Maler anordnet, schreib dieses oder jenes auf meine schöne Wand, dann überlegt man schon, weil das pickt ja dann. Wobei, machen das überhaupt Maler? Und haben die so Spruch-Beispiel-Bücher dabei wie die Bestatter für die Gestaltung einer Todesanzeige?
Wahrscheinlich ja, zumindest würde das erklären, wie es all die teiloriginellen und vollschwülstigen Sprüche auf heimische Hotelwände geschafft haben, mein absoluter Liebling darunter ist: ... (Fortsetzung folgt)
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