Das Schlechtwetter ist das Dogma nicht wert
Die Menschheit ist schon ein seltsames Gebilde. Also nicht, dass man dafür besonders viele Beweise bräuchte, es reicht, wachen Auges auf ihr Wirken in der heutigen Zeit zu blicken. Aufkommenden Problemen von Klimawandel bis Migrationsbewegungen wird nicht mehr mit dem Versuch begegnet, vernünftige Lösungen zu finden, sondern vor allem mit ideologischem Gebrüll (ja, eh von allen Seiten). Das ist verwunderlich, man stelle sich vor, wir Einzelne würden das bei unseren Alltagsproblemen auch so machen, ich meine: Stell dich vor den tropfenden Wasserhahn und heiße ihn eine linke Zecke (weil er sich die Freiheit nimmt, zu tun, was er will) oder einen rechten Radikalen (weil er sich die Freiheit nimmt, zu tun, was er will). Bei solchen Problemen nehmen Begabte die Rohrzange und Unbegabte das Telefon zur Hand. Ohne Gebrüll.
Entschuldigung, ich gleite ab. Aber es ist halt interessant, dass gleiche Probleme von der Menschheit so inhomogen angegangen werden. Nun bin ich grundsätzlich ein Freund von Individualität, jede Form von Uniformismus ist mir schon immer suspekt, von Kastanienalleen bis zu exakt gleich großen Fleischbällchen. Aber man würde doch annehmen, dass die Einzelnen des menschlichen Ganzen bei gleichen Herausforderungen auf gleiche Lösungen zurückgreifen würden. Wenn die Sonne einen grillt, stellt man sich in den Schatten. Wenn der Winter kommt, zieht man sich was an.
Wenn es regnet, geht man hinaus, macht sich nackt und tanzt im Regen. Oder nicht?
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Da sieht man wieder, wie unterschiedlich wir sind.
Besonders herausfordernd ist Regen natürlich im Urlaub. Da hat man sich extra freigenommen, hat brav schon vor einem Jahr den Frühbucherbonus konsumiert, und jetzt, wo man sich auf die schöne Zeit vorbereitet, sagt die Wetter-App, dass es am Zielort nass werden soll. Man schüttelt die App, aber die Handys heute sind anders, als es die Fernseher früher waren, da konnte man noch kurz von der Seite draufhauen und das Bild wurde dadurch (manchmal) besser. Dabei ist Schlechtwetterurlaub aus mehreren Gründen ganz wunderbar: Man kann dann endlich ohne schlechtes Gewissen den ganzen Tag im weichen Hotelbett herumkugeln; den riesigen Spa-Bereich (den man ja mitzahlt) wirklich nutzen; oder sich eine Pelerine (das einzig wahre Regenoutfit) überwerfen und hinausgehen – weil einem endlich keine anderen Touristen im Weg herumstehen.
Natürlich ist das nur meine ideologische Idee dazu. Aber in diesem Fall kann ich mit Sicherheit, mit Hausverstand, faktenbasiert und ohne weitere Diskussionen sagen: Ich habe total recht.
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