Einheimische Tarife für Ausheimische

Axel Halbhuber über die großen und die kleinen Fragen dieser Tage.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Diese Woche wurde neben Großem auch Kleineres diskutiert, wobei hier der sorgsame Einsatz des Wortes vermeintlich angebracht sein könnte. Wenn zum Beispiel der Vierundzwanzigste der Fußball-Weltrangliste im Heimstadion gegen den Einundsiebzigsten unentschieden spielt, könnte man das eine vermeintliche Großtat nennen, aber man würde dafür von Fußballösterreich und besonders vom neuen Arnie Nr. 1 gelyncht werden. Also sag ich dazu auch: Yippieh oder Howdy, wir sind Amerika. Zu eben einer solchen Lynchung würde auch gereichen, wenn man die Debatte um Einheimischen-Tarife als etwas Kleineres bezeichnen würde, dann wären die Lynchenden die Touristiker, die aber den Text von

„I am from Austria“ mindestens genauso schlafauswendig können wie Marko „Feiertag“ Arnautović.

Irgendwer lyncht einen ja immer.

Hintergrund der Diskussion ist die seit Jahren schwelende Frage, ob es EU-rechtens ist, wenn ein Hiesiger für die Liftkarten weniger zahlen muss als ein Diesiger. Das Motiv dahinter ist nachvollziehbar: Die Salzburger (zum Beispiel) sollen in Salzburg günstiger Ski fahren, womit man auch die Auslastung der Liftanlagen an weniger frequenten Tagen erhöhen will. Leider ist auch der Einwand dagegen nachvollziehbar: EU-Bürger müssen in der gesamten EU gleich behandelt werden. Die auf der Hand liegende Lösung sind Saisonkarten, die sind auf Tage runtergerechnet sehr günstig und werden natürlich vor allem von Einheimischen gekauft. Man will aber auch gerne jenen Hiesigen ein gutes Angebot machen, die nur ab und zu Ski fahren gehen – wobei sich ja aus nationalstolzer Seele die Frage ergibt, ob man einen Salzburger, Tiroler und sonstige Bergösterreicher noch als „einheimisch“ bezeichnen kann, wenn die so wenig Ski fahren gehen. Das wäre ja wie ein Wiener, der nicht täglich Schnitzel essend Walzer tanzt.

Irgendwer lyncht einen ja immer.

Dabei sehen das Thema im Prinzip ja alle gleich: Einheimische sollen weniger zahlen ... (mit dem leise dazugesagten Schönheitsfehler) ... wenn wir die Einheimischen sind. Das ist ja verständlich, niemand zahlt gerne mehr. Nur gilt diese Binsenweisheit halt nicht nur auf unseren rot-weiß-roten Skipisten, sondern dann leider auch für Strandliegen an der italienischen Adria, für Museumseintritte in Madrid und die Liftfahrt auf den Eiffelturm. Was würde der österreichische Tourist sagen, wenn der Italiener, Spanier und Franzose da billiger wegkommen würde?

Oder, so als Vorschlag zur Güte: Wir verstehen uns als Bürger Europas. Dann wären wir auf einen Schlag alle einheimisch. Und zahlen den gleichen Preis.

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