Vorweihnachtlich ist alles ziemlich auf Schiene
Über manche Rituale fährt die Eisenbahn drüber. Weihnachtskekse backen, zum Beispiel. Oder dass es zwischen Gewerkschaftern und Arbeitgebern bei den Kollektivvertragsverhandlungen knirscht. Von den Eisenbahnern war diesbezüglich bisher nichts zu hören. Keine Streikdrohungen, keine Erinnerung an altbekannte Parolen wie „Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will.“
Mehr als eine Pflichtübung
Um diese Jahreszeit will man in Teufls Küche etwas anderes, und zwar Eisenbahner in den vorweihnachtlichen Keksdosen. Ihr Platz dort ist redlich verdient. Der Name – an Klarheit zwischen all den Kipferln, Busserln, Krapferln und Kugerln unübertreffbar. Der Anblick – unverkennbar die Schienenform, unbestritten ein optisches Highlight. Die Herstellung – mehr als nur eine vorweihnachtliche Pflichtübung wie, sagen wir, nur Rumkugerln zu rollen.
Ehre, wem Ehre gebürt
Eisenbahner sind ein Statement; in dieser Form auch Häppchen, die dem einst stolzen, in der Transportwelt unverzichtbaren Berufsstand alle Ehre machen. Dem backenden Menschen ebenso: Mürbteig ist kekstechnisch ohnehin eine sichere Bank. Schlicht, schnörkellos, ehrlich – so soll ein echter Eisenbahner sein. Dennoch nicht ohne dezenten Widerpart, bei der Bäckerei übernimmt signalrote Ribiselmarmelade diese Rolle. Die Schienenstränge sind aus Marzipanmasse gebaut, beim Montieren per Spritzsack ist innere Unruhe alles andere als hilfreich. Jetzt keinesfalls aufwühlende Verhandlungen!
Wenn es Brösel gibt
Das gelingt nicht immer, und in der Küche ist es dann ein wenig wie bei den KV-Verhandlungen: Es gibt Brösel. Nicht nur beim Schneiden der ausgekühlten Teigplatten. Kekse, backende Mütter und erwachsene Töchter wie auch Gewerkschafter sind wie rohe Eier zu behandeln. Der Mürbteig bricht leicht, generationenbedingt gehen die Emotionen zwischendurch hoch, und Gewerkschafter streiken. Gefühl und Gespür ist da immer gefragt. Da fährt wie alle Jahre die Eisenbahn drüber.
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