Ein überraschender Antrag: Krassnitzer muss bleiben

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Was passiert mit dem österreichischen "Tatort" nach 2026? Wer könnte Moritz Eisner nachfolgen?
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Sehr geehrtes Kulturamt,

ich freue mich schon auf den österreichischen „Tatort“ an diesem Sonntag und möchte in Hinblick auf die Zukunft einen Antrag stellen: Dass Harald Krassnitzer dazu verpflichtet wird weiterzumachen. Es kommt bestimmt nix Besseres nach.

Mit freundlichen Grüßen, A. N.

Sehr geehrte A. N.,

vielen Dank für Ihren Antrag, wir bestätigen hiermit den Eingang (Geschäftszahl 04/2025). Allerdings sind Sie dafür bei uns völlig falsch. Erstens kam der Wunsch aufzuhören von Krassnitzer selbst (zumindest wurde das so dargestellt). Zweitens lassen sich Fernsehmacher bei Besetzungen ungern dreinreden, schon gar nicht von Kulturämtern, Medien oder von der Politik – wie viel über die Jahre für Krassnitzers Präsenz im TV schon im Hintergrund interveniert wurde, können wir nur mutmaßen. Drittens ist man gerade in Ihrem Kulturamt nicht unglücklich über den Rückzug.

Der österreichische „Tatort“ braucht dringend ein neues, wandlungsfähigeres Gesicht. Es ist unserer Einschätzung nach nur Krassnitzers Kollegin, die sich die Initialen mit Ihnen teilt, zu verdanken, dass er in der Publikumsgunst nicht abgefallen ist. Seien wir also froh, dass sich Kommissar Eisner 2026 in die Pension verabschiedet und machen wir uns lieber, wie Sie, Gedanken über die Zukunft. Wer soll ihm nachfolgen? Wird es eine wienerische Klischeelösung? Muss es vielleicht sogar eine solche sein, weil ein österreichischer Krimi seit Kottan nicht mehr ohne Idiom und liebevoller Idiotie denkbar ist?

Kommissariats-Optionen

Hat Nicholas Ofczarek Zeit und Lust? Wahrscheinlich nicht. Robert Palfrader? Hätte durchaus Charme. Michael Ostrowski? Schwierig, weil er schon im Passau-Krimi ist. Einer mit Ecken und Kanten wie Christoph Luser? Ein Aufstrebender wie Oliver Rosskopf? Ein mit dem Grant Spielender wie Josef Hader? Einer mit Eleganz, wofür Wien ja auch gerühmt wird? Chancenlos im heutigen Fernsehen! Einer mit Migrations-Hintergrund? Gibt’s ja im deutschsprachigen TV so gut wie nicht in der ersten Reihe, warum also nicht Murathan Muslu, der sich selbst ins Spiel gebracht hatte? Oder kommt am Ende doch wieder Philipp Hochmair raus?

Eigentlich wäre es ja auch in Österreich Zeit für eine Frau als Hauptkommissarin, aber wir schreiben erst das Jahr 2025.

Das Kulturamt ist jedenfalls im Gegensatz zu Ihnen frohen Mutes: Es kommt bestimmt Besseres nach. Und es muss zu Ihrem Antrag aus all den genannten Gründen sagen: abgelehnt.

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