Tag der Arbeit

Weg von schulischen Leistungen, hin zu mehr Fantasie und Empathie? Was für ein grundlegendes Missverständnis!
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Dass der Tag der Arbeit diesmal auf einen Sonntag fällt, veranschaulicht den Trend zum Arbeitstag - weg von der Arbeitswoche: Ein Tag ist der Tag des Herrn, an allen anderen Tagen ist man lieber sein eigener Herr. Dass Arbeit inzwischen immer stärker als etwas Lästiges, Belastendes betrachtet wird, das man nach Kräften zu vermeiden versucht, hat vielfältige Gründe.

Der Trend setzt aber schon sehr früh ein, nämlich beim Lesen, Rechnen, Schreiben und Sprachen lernen: Immer öfter hört man, das Bildungssystem müsse endlich den Fokus weg von schulischen Leistungen, hin zu Fantasie und Empathie lenken. Was für ein grundlegendes Missverständnis! Mitgefühl und Kreativität sind kein Gegenentwurf zu Wissen und Fachkenntnis.

Ja, die Welt braucht empathische Menschen. Und ja, sie braucht Fachkräfte. Aber das eine schließt das andere ein. Sie braucht Fachleute mit menschlichen Qualitäten. Schon den Kleinsten zu sagen, Kräuterkunde und Kreativausdruck seien die Alternative zu Formelkunde und Fremdsprachen, verhindert die volle Entfaltung des Potenzials. Herzensbildung und Schulbildung sind keine Gegenspieler, sondern Partner.

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