Streifzug durch sechs Jahrzehnte

"Dann probier' amol, ob wir das Hahnenkammrennen zeigen können" - das war vor 60 Jahren.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der ehemalige Stabhochprungstaatsmeister Lucky Schmidtleitner erinnert sich, wie der ehemalige Fernsehdirektor Gerhard Freund zu ihm sagte: „Ich habe gehört, dass du bei der Skilehrerausbildung am Arlberg der Beste warst. Also dann probier’ amol, ob wir das Hahnenkamm-Rennen zeigen können.“ Schmidtleitner probierte. Das war...

vor 60 Jahren

... als der vielseitige TV-Sportmitarbeiter und Oberschmähbruder Schmidtleitner als Bildregisseur gerade einmal vier Kameras an der Streif platzieren durfte. Und trotzdem in Wiener Gasthäusern fasziniert auf kleine Schwarz-Weiß-Fernseher gestarrt wurde. Später nutzte der raffinierte Schmidtleitner die Skibegeisterung von ORF-General Gerd Bacher, um mit mehr Geld und Personal auch Bilder vom Steilhang zu zeigen. Heute schwingt der 86-Jährige immer noch den Golfschläger. Heute führt sein einstiger Lehrling Fritz Melchert, der die Streif-TV-Show ausbaute und von ausländischen Sendern umworben wurde, bei Servus TV Regie. Und heute sorgt Schmitdleitners Nach-Nachfolger Michael Kögler mit 40 Kameras und neuen Tricks dafür, dass der ORF mehr denn je im (Ski-)Bilde ist.

Vor 50 Jahren

... rannte der spätere FIFA-Präsident Joseph Blatter als Chef der Schweizer Zeitnehmung Karl Schranz sich winselnd entschuldigend bis ins Hotel nach. Grund: Die im TV eingeblendete Uhr war erst stehen geblieben, als Schranz längst über die Ziellinie gefahren war. Nachträglich wurde Schranz – nicht zuletzt dank Schmidtleitner („Wir haben die Zeit zurückgerechnet“) – zum (überlegenen) Sieger erklärt, nachdem sich schon der Schweizer Jean- Daniel Dätwyler gratulieren hatte lassen.

Vor 40 Jahren

... gelang den Deutschen ihr bisher heute einziger Doppelerfolg in Kitzbühel. Als Sepp Ferstl die Abfahrt und Christian Neureuther den Slalom gewann. Heuer gelten ihre Söhne nur als Außenseiter in Kitz. Weil Ferstl Junior in diesem Winter noch nie auf das Podest raste und Slalomspezialist Felix Neureuther nach vielen Verletzungspausen wieder einmal Rekonvaleszent ist.

Vor 30 Jahren

...wäre der Kanadier Brian Stemmle an der Steilhangausfahrt, nachdem er zuerst in einem Loch und dann im Netz hängen geblieben war, fast verblutet. Die Warnungen von Trainervater Helmut Girardelli, der händeringend ein Unglück prophezeite hatte, waren ignoriert worden. Worauf Stemmle nach einem halbjährlichen Spitalsaufenthalt prozessierte und von den Veranstaltern Zigtausende Dollar bekam.

Vor 20 Jahren

... dominierte Hans Knauß die Kitzbühler Abfahrt, in die Hermann Maier als Topfavorit gegangen war. Heute wagt sich Knauß, obwohl 47, immer noch mit Helmkamera auf die Streif, während sich Maier im Weltcupzirkus rar macht.

Vor 10 Jahren

...zerschellte der Schweizer Daniel Albrecht beinahe am Zielsprung. Zum Glück im Unglück funktionierte die Rettungskette. Dennoch lag Albrecht lag wochenlang im Koma. Heute geht’s Albrecht um(Holz)Häuser besser. Letztere lässt der Schweizer nur bei Vollmond schlägern, ehe er sie erfolgreich verkauft.wolfgang.winheim

Kommentare