So ein Topfen, die können mich germ haben

Seit einigen Jahren müssen Eissorten offenbar sehr, sehr speziell sein, um Gefallen zu finden.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Das Einzige, das meine Oma im Kühlschrank hatte, war roter Nagellack, ranzige Butter und Kiwis. Interessante Mischung, ja, aber meine Oma war auch nicht so eine Oma, die für alle Schweinsbraten und Gugelhupf zubereitete.

Jedenfalls glaube ich, dass ich Kiwis so sehr liebe, weil ich meine Oma immer sehr toll fand. Es liegt also nahe, dass meine liebste Eiskugel-Kombination als Kind – nach der besten aller Eis kugel-Kombos, Schoko und Zitrone – Schoko und Kiwi war.

Mit Entsetzen musste ich jetzt allerdings feststellen, dass es kaum noch Kiwi-Eis gibt. Nicht bei den Wiener Eissalons meines Vertrauens – und auch nicht mehr beim Waldviertler Eis macher, den ich sehr schätze.

Das hat einen simplen Grund: Kiwi-Eis mag irgendwie niemand mehr. Banane übrigens auch nicht (das wiederum ist völ lig berechtigt, finde ich, weil Bananen-Eis zirka so gut ist wie Haselnuss-Eis, also supergrauslich). Und das liegt wiederum daran, dass die Menschen – laut den von mir befragten, geschätzten Eismachern – die Sorten Pas sionsfrucht und Maracuja be vorzugen.

Und auch das wundert mich nicht. Es ist ja schon seit ein paar Jahren so, dass Eissorten offenbar sehr, sehr sehr speziell sein müssen, um Gefallen beim Kun den zu finden. Wir erinnern uns an Ziegenkäse, Kürbiskernöl, Rote Rübe, Basilikum. Für heuer hat die Wirtschafts kammer in Sachen Eissorten gleich zwei Mottos ausgeben: Das erste für Mai: Österreichische Mehlspeisen. Also Topfengolatsche, Germknödel, Kaiserschmarren, Karottenkuchen. Das zweite für Juli: Kräuter. Zitronenmelisse klingt ja noch plausibel, Koriander eher weniger.

Und bei Topfengolatschen bin ich überhaupt skeptisch: Wollen wir wirklich Blätterteig-Bröckerl in unserem Eis? Und kommt das Kaiserschmarren-Eis mit Zwetschkenröster oder Apfelmus? Und die Germknödel mit Vanillesoße oder nur mit Mohn und Butter? Weil das alles viel zu kompliziert ist, könnten wir doch einfach das Kiwi-Eis retten. Für meine Oma!

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