Nur kein Stillstand!

Der Seilbahnunfall und die ausgebremste Notbremse zeigen, was jeder seit der Pandemie weiß: Unvorstellbar heißt nicht unmöglich.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die Notbremse wurde bewusst ausgebremst, absichtlich außer Kraft gesetzt. – Menschliches Versagen also. Allzu menschliches Versagen. Das dürfte der Hintergrund des Pfingst-Seilbahnunglücks vom Lago Maggiore mit 14 Toten gewesen sein. Versagen – oder doch eher allzu menschliches Vertrauen, dass „so ein Seil niemals reißt“? Vertrauen in die Unmöglichkeit des Unvorstellbaren?

14 Menschen sind und bleiben tot, egal, wie oft die Verantwortungsträger jetzt die drei salbungsvollen Mantren abspulen: „Die Sicherheit hat oberste Priorität.“ „Wir versprechen volle Aufklärung.“ „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Hinterbliebenen.“

Was war geschehen? Der Seilbahnbetrieb lief nach dem Lockdown nicht reibungslos, die Störung konnte nicht ganz behoben werden, Stillstand war keine Option. Italienischen Medienberichten zufolge soll die Notbremse schon seit 26. April deaktiviert gewesen sein – weil Stillstand nach dem Lockdown nicht sein darf. Aber wer die Notbremse außer Kraft setzt, der hat den Lockdown nicht kapiert, denn der zeigte: Unvorstellbar bedeutet nicht unmöglich.

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