Schöne neue Fußball-Welt

Wie die Zukunft des österreichischen und internationalen Fußballs aussehen soll.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Am Montag kann sich der Fernseh-Fußballfreund via ORF 1 beim U-21-EM-Auftakt gegen Serbien ein Bild davon machen, wie es um die Zukunft des österreichischen Fußballs bestellt ist.

Am Dienstag werden die Verantwortlichen der österreichischen Bundesligaklubs erfahren, welche Szenarien ihnen auf internationaler Ebene drohen. Wenn ihnen der Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Profi-Ligen – Georg Pangl – in Wien detailliert verrät, was die Superreichen vorhaben. Nämlich die europaweite Entmündigung des nationalen Meisterschaftsfußballs. Angeführt von Juventus-Präsident Andrea Agnelli (und in Absprache mit der Europäischen Fußball-Union) soll die Champions League in eine geschlossene Gesellschaft umgewandelt werden.

Die ganz Großen (= Juventus Turin, Real Madrid, FC Barcelona, Paris St-Germain, FC Liverpool, Manchester United usw.) wollen unter sich bleiben,

... wollen in ihrer Königsklasse von Außenseitern nicht mehr belästigt werden,

... und sie wollen erwirken, dass nur noch lächerliche vier von insgesamt 32 Startplätzen über die nationalen Ligen vergeben werden.

Als Gegenleistung soll der fußballerische Mittelstand mit mehr Geld und einer inflationsverdächtigen zusätzlichen zweiten Europa League (als Spieltermin steht der Donnerstagnachmittag im Raum!) geködert und versöhnlich gestimmt werden. Was aber zur Überraschung der Elitären keineswegs reibungslos funktioniert.

Die von den Milliardenklubs dominierte ECA (European Club Association) hatte offensichtlich auch „den kleinen Burgenländer aus Stotzing“ (so die Selbstbeschreibung von Georg Pangl) unterschätzt. Denn der ist in den letzten drei Wochen täglich im Flugzeug gesessen, um – in vier Sprachen kommunizierend – Klubs von Aserbaidschan bis England und von Süd- bis Nordeuropa über den folgenschweren Deal anhand praktischer Beispiele aufzuklären.

Lille ist soeben in der französischen Liga sensationeller Zweiter hinter Paris St-Germain geworden“, führt Georg Pangl als Beispiel an. Geht es nach der Plänen der Promis, würde aber nicht Lille, sondern AS Monaco als Mitglied des Exklusivzirkels in der Champions League spielen. „Und das, obwohl Monaco in der abgelaufenen Saison nur an der 17. Stelle gelandet ist. “

Solche drastischen Argumente zeigen Wirkung. Bei einem Krisengipfel des Europa-League-Boards stimmten Portugal, Dänemark, Italien (ausgenommen Juventus Turin), Russland, Frankreich, Deutschland (selbst Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge tendiert mittlerweile zu einer Beibehaltung der gegenwärtigen Champions League), die Niederlande, Spanien (ausgenommen Real Madrid und der FC Barcelona), England und Polen gegen die geplante Reform. Eine Haltung, die der österreichische Liga-Vorstand Christian Ebenbauer nachvollziehen kann.

Setzen sich Andrea Agnelli und seine Milliardärskollegen durch, wären Fußballwunder wie jenes von Ajax Amsterdam in der vergangenen Saison Geschichte. Spätestens 2024 soll die Reform realisiert sein. Dann, wenn sich Österreichs aktuelle U-21-EM-Starter im optimalen Fußballeralter befinden.

Kommentare