Reisauflauf ohne Reis

"Ohrwaschl": Sonderwünsche beim Bestellen sind Statussymbole, je ausgefallener, desto besser.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Unlängst sprachen wir an dieser Stelle über den Originalitätszwang beim Bestellen. Früher einmal wurden nur Kinder im Lokal auffällig („Kann ich bitte das Putenschnitzel mit Pommes, nur ohne Schnitzel?“).

Heute dagegen sind Sonderwünsche beim Bestellen eine Art Statussymbol. Man demonstriert damit Gesundheitsbewusstsein („bitte Brennesselsalat statt Knödel“), Mut zu alternativer Lebensführung („bitte Quinoa-Bulgur-Müsli statt Nudeln“), Weltläufigkeit („bitte australisches Kaktusgelee statt Pommes“), Wohlstand („bitte Kaviar statt Pommes“), Bodenständigkeit („bitte statt Kresseschaum lieber Pommes“) und Neigung zur Askese („ich hätte gerne statt dem Bauernschmaus ein Glas Wasser und statt der Knödel Luft“). Der Sonderwunsch demonstriert Wichtigkeit, und unser Leser R., der beim Bestellen immer dazusagt „so wie es auf der Karte steht“, soll lieber aufpassen, sonst droht sozialer Abstieg.

Den besten Sonderwunsch erlebte Leser W.: In einem Kurhotel bestellte jemand „Reisauflauf ohne Reis“. Kompliment, das wird kaum zu übertreffen sein.
 

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