Rax: Klettern, Knödel, Gams

"ÜberLeben": Sich selbst auf dem Berg suchen, oder so.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Wenn der Mensch sich selbst sucht, geht er gerne auf den Berg. Meist trifft er dann dort auf etwas anderes, zum Beispiel auf brennende Dornbüsche, den Yeti (bzw. den Reinhold Messner) oder eine Almhütte mit Hansi-Hinterseer-Musik, Brettljausen und diversen Schnäpsen.

Unser Familienberg ist die Rax.  Ich mag es, wie die Rax gewachsen ist: Sie ist wie ein Quader – man geht eine gewisse Zeit ziemlich steil bergauf, aber ist man einmal oben, kann man relativ gemütlich durchs Gemüse spazieren. (Ihr Nachbar, der Schneeberg, ist dagegen spitz und endlos.)

Schon als Kind ging ich mit meinem Vater auf die Rax. Die Route war immer gleich: Den Alpenvereinssteig hinauf, oben zum Ottohaus, dort Bratwurst mit Knödeln, und den Wachthüttelkamm wieder hinunter.  Da ich schwindelfrei bin, macht mir der Alpenvereinssteig mit seinen bis zu 60 Meter hohen Leitern und seinen mit Drahtseilen abgesicherten Quergängen  keine Angst. Respekt habe ich, es ist kein leichter Klettersteig, aber wenn man vorsichtig geht, ist er auch ein Genuss – und der Blick ins große Höllental ist  überwältigend.

Jetzt war ich zum ersten Mal mit K. auf der Rax. K. kommt aus einer Familie von Leistungssportlern und Reserve-Bergfexen, ich hatte Sorge, dass ich neben ihr wie ein alter Mann auf den Berg kriechen würde, aber nein, wir gingen beide das gleiche, relativ flotte Tempo und hatten noch  genug Luft, miteinander zu plaudern. Wir gingen übrigens diesmal die umgekehrte Route: Wachthüttelkamm hinauf, Alpenvereinssteig hinunter. Offiziell, weil ich einmal eine neue Variante probieren wollte. Inoffiziell, weil ich vor lauter Plaudern ganz unten die falsche Abzweigung erwischte.

Im Ottohaus waren wir die einzigen Gäste, es gab Wurst und Bier und Schnaps, und beim Runtersteigen begegnete uns eine Gams, die uns mitleidig angrinste.

Es war ein herrlicher Tag.
 

Kommentare