Polly Adlers Kolumne: RIP, Carrie Bradshaw!

Die Manolo Blahniks tragende Lassie vertschüsst sich.

Null Melancholie, als die Weltmedien verkündeten, dass Carrie Bradshaw mit dem Ende dieser Staffel von "And Just Like That" auf den Friedhof der Popkultur stöckeln wird. Eher Erleichterung. Vorweg: Das Kind und ich waren tatsächlich vor Jahrzehnten "Sex and the City"-süchtig gewesen.

Carrie Bradshaw in ihrer neurotischen Konsumbesessenheit, ihrem Chaos-Charme und mit ihrem goldenen Händchen für MMMs (molto mühsame Männer) war unsere Lassie gewesen. Was für eine unsympathische, zwänglerische, puritanisch verknöcherte Schießbudenfigur diese Carrie in den Endzügen ihres TV-Daseins doch geworden war. Macht ein solches Drama, weil Miranda, ihre BFF (Best Friend Forever), ihr das letzte Joghurt weggegessen hatte, als die in ihrer 300-Quadratmeter-Gramercy-Park-Bude kurzfristig Unterschlupf gefunden hatte. Und die Joghurt-Diebin dabei noch nackt durch die Wohnung gegangen war.

Außerdem: Welche Frau in ihren Mittfünfzigern stöckelt auch noch zuhause in abartigen High Heels herum? Die wirft man doch spätestens nach Überschreitung der Schwelle wie glühende Kohlen von den Füßen. Und: It’s Sneakertime, Honey! Auch die emanzipatorische Botschaft von "And Just Like That" ist eine einzige rote Flagge: Keine von diesen Frauen (außer der Immo-Haiin) geht einer regelmäßigen und ernst zu nehmenden Erwerbstätigkeit nach. Freie Fahrt auf Premium-Immobilien und Sorglosigkeit durch einen Mr.-Big-Herzinfarkt am Peloton und im Falle von Charlotte Scheidung.

Und das Ende von der Beziehung mit Tischlermeister Aidan, dessen Psyche ohnehin so interessant wie eine Kuhflade war? Mit dessen superöden Befindlichkeiten man sich jetzt drei Staffeln beschäftigen musste? Das ist nichts als eine Petitesse, an die Carrie keinen zweiten Gedanken verschwendet. Und ab in die Falle mit dem nächsten Narzissten! Wie eine Freundin meiner Tochter gerne bei Menschen ohne Entwicklungslibido zu konstatieren pflegt: "Klarer Fall von total flacher Lernkurve."

Polly Adler

Über Polly Adler

Polly Adler steht als Chaos-de-luxe-Kolumnistin auf dem satirischen Beobachtungsposten von Alltags-Irrsinn, Beziehungs-Herausforderungen und Brutpflege. Hinter dem Pseudonym versteckt sich die Wiener Journalistin Angelika Hager. Aus Polly Adlers verrückter Welt entstanden inzwischen acht Bücher, eine TV-Serie und diverse Bühnen-Shows, aktuell „Knietief im Glamour”: die Polly-Adler-Show im Rabenhof. Jeden Sonntag um 11 Uhr.

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