Polly Adlers "Chaos de luxe": Nostalgie an Chablis
Triumph! Das Kind hat Heimweh.
"Ich will einfach nur mehr nach Hause", meldete das Kind aus Berlin. Seelisches Botox! "Sag’s noch einmal!" "Hause, Hause", greinte es, "und seit 25 Jahren versprichst du mir, dass wir gemeinsam backen." Stimmt . Ich bin so keine Backmaus. Nerdiges Abwiegen, Vanillekipferln, die auf dem Blech aussehen wie eine nordkoreanische Militärparade – danke, nein.
Nach meiner Freude angesichts der Herkunftsnostalgie kam dann die Killer-Frage: "Wann genau fährst du eigentlich nach Sri Lanka?" Klar will das Luder wissen, wie lange es sturmfrei hat. "Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass das hier ein Partydurchhaus wird." Ich erinnere mich mit Grauen an Nikotinwolken, Junkfood-Müll, malträtiertes Mobiliar, am Delirium schrammende Partypersonen.
"Mama, ich bin nicht mehr 17, sondern 31. Kultiviertes Friendsgiving, 8 Paxe maximum. Wir essen Wellington und trinken Chablis." "Hoffentlich nicht meinen." – "Chill. Aber ja, wahrscheinlich deinen." Ich spare mir Argumente, denn dann kommt wieder diese "Ihr und euer Kapitalismus hat alles kaputt gemacht"-Tirade, und ich würde dann wieder mit meiner Caviar-gauche-Nummer (so nennen die Franzosen Luxus-Linke) in die Defensive gehen.
Aber ich bin auf Parfüm-Provokation gebürstet: "Seit wann machen sich 31-Jährige eigentlich ein Zungenpiercing? Ist solcher Schabernack nicht mit 20 zu erledigen?" – "Bei dem Zustand, in dem dieser Planet sich dank euch befindet", merkt sie an, "macht es wahnsinnig wenig Sinn, erwachsen zu sein." Da musste ich ihr insgeheim recht geben. Ich stieg also in meine Goldhose, streute mir etwas Glitter übers Gesicht und wanderte in den Rabenhof. Showtime! Altersadäquates Verhalten ist ja wirklich saulangweilig.
Pollys X-Mas-Shows im Rabenhof: 7. 12. (11 Uhr) & 14. 12. (20 Uhr). pollyadler.at
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