Dieser Bus nimmt alle mit

Während Omikron den Impfbus touren lässt, um möglichst vielen mit dem Booster entgegenzukommen, holt die Kampagne nicht alle ab.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Der „Impfbus“ holt sie alle ab, die Raunzer, die Leugner, die Besserwisser ... Jeden an seiner aktuellen, individuellen Haltestelle.

Die folgende Szene spielte sich gestern auf einem Parkplatz im Wiener Umland ab: Halteverbotstafeln für einen halben Tag werden angebracht. Darauf steht die Begründung: „Der Impfbus kommt.“ Ein Mann schimpft: „Typisch Politik! Erst nehmen s’ uns die Freiheit, jetzt a no die Parkplätz’ weg.“ Ein anderer sagt: „Die sollten lieber den Gemüsebus schicken, den braucht das Immunsystem dringender als Spritzen gegen eine Krankheit, die’s gar net gibt.“ Eine Frau wettert kopfschüttelnd: „Typisch Regierung! Da gehören doch dringend mehrsprachige Werbetafeln für die Boosterimpfung her, nicht einfach nur Halteverbotsschilder. Das holt doch die Leut’ nicht ab!“

Allmählich gewinnt man den Eindruck, der einzige Bus, der wirklich alle „abholt“, ist die Pandemie selbst. Egal welcher Aberglaubensgemeinschaft einer angehört, Corona bietet ihm eine tägliche Reibefläche. Und der stärkste Booster ist immer noch der Ego-Booster. Immer klarer wird dabei allerdings auch: Dieser Bus holt nicht nur alle ab, er nimmt auch alle – sehr – mit.

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