Worum geht es hier?
Nein, zuhören will hier keiner. Nachdenken auch nicht. Es geht ums Brüllen, ums Manifestieren. Diese Art von Protest hat nun auch Wien erreicht. Am Samstag eröffneten die Münchner Philharmoniker mit ihrem designierten Chefdirigenten Lahav Shani die Saison im Wiener Musikverein. Mit „Free Gaza!“-Rufen, Transparenten und Kreischen versuchten Demonstranten, das Konzert zu unterbrechen. Ein Aktivist wollte die Bühne stürmen, er wurde rechtzeitig gestoppt. Die Musiker spielten weiter. Niemand ließ sich beirren. Anders als kürzlich in Gent. Dort hat man Drohungen von Aktivisten nachgegeben und das Orchester ausgeladen, weil sich Shani, gebürtiger Israeli und Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra, angeblich nicht deutlich genug von der Politik Netanjahus distanziere. Tatsächlich setzt sich Shani seit Langem für Frieden und Versöhnung ein. Sein Mentor ist Daniel Barenboim, in dessen West-Eastern Divan Orchestra, in dem Juden und Araber gemeinsam spielen, er bereits als Jugendlicher musizierte. So etwas wollen diese Aktivisten aber nicht hören. Ihnen geht es nicht um Versöhnung.