Wien, ganz anders

Wien ist super. Aber nicht mehr ganz so super.
Barbara Beer

Barbara Beer

Wien ist laut Economist-Rangliste nicht mehr die lebenswerteste Stadt der Welt. Die Wien-Vermarkter wird das ziemlich treffen. Andere, etwa die, die der Meinung sind, die Stadt ist eh schon voll genug, werden weniger enttäuscht sein.

Überrascht werden sie wohl auch nicht sein, denn das Gedränge in der Innenstadt, die vielen Ramschläden, die Unhöflichkeit im Straßenverkehr und die überfüllten Öffis haben mit Lebensqualität nur mehr am Rande zu tun. Man hat den Eindruck, die Menschen sind mehr und sie sind ungeduldiger geworden. Kann es sein, dass diese Stadt zu schnell gewachsen ist? Steigen Sie einmal um zehn Uhr abends am Karlsplatz in die U4. Sie ist bummvoll. Alte und neue Einheimische, extrem viele Touristen (bei der Station Pilgramgasse muss übrigens ein Airbnb-Nest sein). Das alles ist, einzeln gesehen, kein Drama. Aber Wien wird immer anstrengender. Und bevor jetzt wieder jemand schreit, dass doch, wer nicht zufrieden sei, einmal andere Städte besuchen solle: danke, erledigt. Fazit: Wien ist immer noch super. Doch so anders, wie wir glauben, sind wir nicht.